Abschiedsrede des Schulleiters Ulrich Drescher 1.7.2021

Liebe Familie Heel, liebe Kolleginnen und Kollegen, Internatsmitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen unserer Schule und des Internats, liebe Gäste als Vertreter der Elternschaft, der SV, des Fördervereins und Lädchens, und lieber Klaus, lieber Udo, liebe Petra und liebe Familie.

16 Jahre Merkel – 15 Jahre Löw – 13 Jahre Drescher: Nun geht für mich meine Ära Kalkuhl zu Ende. Darum geht es heute.
„Abschied nehmen fällt nicht schwer!“ – wer erinnert sich noch an den verunglückten Werbeslogan von VW zur Abwrackprämie 2009, die man bekam, um sich ein neues Auto zu kaufen. Bezahlt wurde das aus dem Konjunkturprogramm II, das auch den Bau unserer neuen Sporthalle mitfinanzierte. Das Motto hatte ich damals gleich in meiner Abiturrede verarbeitet – aber es war damals und ist heute nur halb richtig.

Damals war ich gerade ein Jahr Schulleiter am Kalkuhl, wir hatten einen Pädagogischen Tag hinter uns, an dem wir in einigen Themengruppen die Baustellen an unserer Schule gemeinsam absteckten. Die damals entwickelten Ideen sollten uns in den kommenden Jahren eine Orientierung im Rahmen einer strukturierten Schulentwicklung bieten.
In meiner Antrittsrede hatte ich dem Kollegium mein Motto angekündigt: kleine und mutige Schritte wagen; dabei den Blick nicht auf die Füße, sondern auf den Horizont richten. Heute ist für mich der Tag, all unser Tun und Handeln in den vergangenen 13 Jahren anzusehen und den Horizont wie auch einige der kleinen Schritte prüfend in den Blick zu nehmen.
Aber heute ist kein Tag für nüchterne Gutachten, meine Worte mögen gemäß dem antiken Motto prodesse et delectare auch unterhaltsam werden und den Dank enthalten, der Ihnen allen heute gebührt.

Viele fragen sich bestimmt, was der Schulleiter so macht, wenn er nicht gerade im Lehrerzimmer auftaucht, über den Hof geht oder eine Konferenz leitet. Meine 6-jährige Enkeltochter meinte: „Na, der macht seine Bürotür zu und liest Zeitung!“ – heute also Vorhang auf zu einem kleinen Rundgang durch meinen Tag!
Morgens um 7:20 Uhr anzukommen, hieß für mich: ich freue mich auf diesen Tag, denke mir das voraus, was ich kommen weiß und weiß genau, dass es mal wieder anders kommen wird.
Ich treffe die ersten Schüler – wir grüßen uns. Warum ich das erwähne und mir das wichtig ist? Ganz einfach: Das ist ein kleiner Ausdruck gegenseitigen Respekts. Und wir wissen, dass das heute keineswegs selbstverständlich ist. Die vielbeschworene und tatsächlich gelebte familiäre Atmosphäre dekliniert sich für mich tatsächlich schon im Wahrnehmen des anderen, eben auch in „Kleinigkeiten“. Und so möchte ich gleich an dieser Stelle deutlich machen, dass in diesem Kleinen begründet ist, was uns im Großen gelingen soll. Denn im Zentrum unseres Tuns steht der Erfolg und das Wohl der uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler. Ihre Zukunft dadurch vorzubereiten, dass wir ihnen fachliche Inhalte, methodische Fertigkeiten und menschliche Werte vermitteln, die ihnen wie allen Menschen später hilfreich sein können, ist unsere Aufgabe. Dafür, dass dies in einer offenen und zugewandten Atmosphäre des Miteinander geschieht, treten wir alle ein und das prägt unsere Schule in ihrer Einzigartigkeit. Liebe Kolleginnen und Kollegen: Für alle Ihre großen und auch die noch so kleinen Beiträge dazu möchte ich Ihnen in Schule und Internat heute aus tiefem Herzen danken. Und liebe Schülerinnen und Schüler: euch und stellvertretend heute der SV (Milla Sump, Thomas Bangard) gebührt großes Lob dafür, das gute Auskommen untereinander und das Miteinander aller an unserer Schule mitzugestalten, ja mitzuleben.
7:25 Uhr – einen „Guten Morgen“ an Frau Kleiss – verbunden mit der Frage: „Was gibt es Neues?“ Oft waren es wenige, manchmal auch viele Meldungen, der Krankenstand stieg vor Weihnachten regelmäßig an. Frau Kleiss weiß immer alles!
Hier ist es Zeit, dass ich Ihnen für ihre umsichtige Unterstützung in all den Jahren danke. Ihre direkte Art, die Dinge anzusprechen, die anliegen, mir die To-do´s des Tages anzusagen und wo immer nötig die begleitenden organisatorischen Aufgaben zuverlässig zu erledigen, hat mir den Tag gerettet. Ihnen, liebe Frau Kleiss, möchte ich für diese unablässige Unterstützung ganz herzlich danken.
Jetzt muss ich aber mal schnell über den Hof und an die Königswinterer Straße. Denn das ist morgens kein ungefährlicher Ort. Gerne lassen Eltern ihr Kind einfach mitten im Verkehr aus dem Auto aussteigen. Regelmäßig weise ich darauf hin, dies zu unterlassen. Zudem ist tatsächlich ein gemeinsamer Schulweg im öffentlichen Raum auch heute noch äußerst bildend. Sozialkontakte, Regelkenntnis, örtliche Orientierung und Selbstständigkeit junger Menschen wird gefördert. Aber nein: Eltern meinen ihren Kindern (und vor allem sich?) einen Gefallen zu tun, indem sie sie möglichst bis ins Klassenzimmer bringen.
Letzten Samstag sprach mich der Vater einer Abiturientin auf der abendlichen Feier an. Er habe seine Tochter immer an der Straße direkt vor der Schule aussteigen lassen, er wisse, dass das nicht in Ordnung sei – und er sei mir dankbar dafür, dass ich oft da gestanden habe und ihm ein schlechtes Gewissen gemacht habe. Na ja…
Auf dem Rückweg freue ich mich, wie aufgeräumt und gut gerichtet hier alle Außenanlagen sind. Wer steckt dahinter mit seinem täglichen Arbeitseinsatz? Tom! Als Engländer hat er nicht nur eine präzise Vorstellung vom optischen Anspruch, sondern bringt auch den dafür erforderlichen kenntnisreichen Arbeitseinsatz. Welch ein Bild! Vielen Dank dafür.
Inzwischen laufen am Computer des Stellvertretenden schon lange fieberhafte Aktivitäten ab. Unterricht muss sichergestellt werden. Wir sind eine verlässliche Schule, egal wie viele Kolleginnen heute nicht antreten können. Was wäre unsere Schule ohne unseren Stellvertretenden Schulleiter? Nach Herrn Bewerunge übernahm Herr Wittrock diese und sehr viele weitere Aufgaben und wie wir alle wissen und es täglich erfahren: Dies alles macht er perfekt! Vom morgendlichen Vertretungsplan, unterstützt von Frau Schäfer-Zipper, über alle organisatorischen und planerischen Belange, die Gremienarbeit und bis hin zur aktiven Mitgestaltung von Schulentwicklung! Sein Rat ist und war mir immer wichtig und eine große Unterstützung, seine ausgleichende Mentalität hat so manches Mal zu meiner eigenen Beruhigung beigetragen. Lieber Herr Wittrock: Wir alle wissen um Ihre großen Verdienste in den vergangenen Jahren, ich möchte mich bei Ihnen für die enorme Unterstützung und Ihren guten Rat von ganzem Herzen bedanken. Zugleich freue ich mich und weiß, dass das Kalkuhl in den kommenden Jahren in Ihren Händen als Nachfolger in der Leitung sehr gut aufgehoben sein wird. Gemeinsam mit Frau Krüsselmann, deren temperamentvolles Engagement, Gestaltungswille und hohe Kompetenz ein Gewinn für die zukünftige Entwicklung des Kakuhl ist, werden Sie fortan die Geschichte der Schule weiter schreiben. Hierzu wünsche ich Ihnen gemeinsam mit der neuen Didaktischen Leitung, die Frau Thomas übernimmt, die allerbesten Erfolge. Mir zur Seite stand das erfahrene Team der Funktionsträgerrunde. Liebe Frau Kleinespel, liebe Frau Bendix und lieber Herr Tenge: Sie halten die organisatorische, aber vor allem auch die menschlich-begleitende Hand über unsere Schülerschaft von der 5. bis zur 12. oder bald wieder bis zur 13. Jahrgangsstufe. Der Diamant unserer Schule! Herzlichen Dank! Ebenso ist unbedingter Verlass auf die solide Vorbereitung unserer Schülerinnen auf das berufliche Leben; hier gestalten Sie, lieber Herr Schulze-Diesel, ein umfangreiches Programm.
Liebe Frau Fingerhuth-Spindler: alles rund um – leider nun entfallende – große soziale Aktivitäten wie Schulfest, Young Americans und die vielen kleinen und größeren Veranstaltungen, aber auch für die Organisation des Schulkiosks möchte ich Ihnen sehr herzlich danken! Vergessen wir dabei nicht die vielen Mitarbeiter im Lädchen, besonders lange hielt Frau Linder uns dort die Treue! Und vergessen wir nicht die Eltern des Gesunden Frühstücks! –
Gerade durch die Corona-Zeit wurde uns sehr drastisch bewusst, dass wir uns viel mehr um eine digitale Ebene von Bildung kümmern müssen, die derartigen Lagen eine positive Schulgestaltung in der Kontaktdistanz entgegenstellen kann. Und natürlich gehören daher spätestens seit dem 13. März 2020 die digitalen Medien zum Standard unserer Arbeit. Für die sehr anspruchsvolle technische Gestaltung dieses Bereichs tritt Herr Maas ein. Unterstützt von Frau Gerstner und Herrn Hammoud schaffen Sie gemeinsam die Basis für unsere Bildungsarbeit. Die mannigfachen Probleme, die beinahe täglich auftreten, lösen sie mit Umsicht und Sachverstand.
„Das WLAN geht wieder nicht!“ Dieser Ruf erklingt manches Mal im Tageslauf, dann ist auch Herr Abt zur Stelle, hier mit anzupacken, obwohl er ja vor allem im Internat seine Hauptaufgabe ausführt.
Dazu kommen Anfragen beinahe täglich wie „Der Beamer funktioniert nicht!“ oder „Schon wieder ist der Kopierer defekt!“ oder „Handtücher sind alle!“. Hier ist Herr Köstlmeier immer zuverlässig zur Stelle. Ohne ihn würde unsere Schule schnell am Abgrund stehen. Herr Köstlmeier ist immer und überall. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen tagtäglich bin, dass Sie seit 2011 unseren gesamten Schulbetrieb so umsichtig am Laufen halten. Ganz herzlichen Dank dafür!

Dann ist Große Pause. Kernzeit für kurze Absprachen mit Kolleginnen, immer zu kurz und in sich die Gefahr für mich tragend, im Stakkato der Informationen dies oder jenes gleich wieder auszublenden. Also: bitte lieber eine E-Mail oder ein Hinweis an Frau Kleiss. Hat meist geklappt… Dann doch tatsächlich eine Unterrichtsstunde für mich: Deutsch, Religion oder Kunst. Wie habe ich es geschätzt, ja geliebt zu unterrichten! Das ist unser Kerngeschäft und im Vertrauen: ich habe jede Unterrichtsstunde in meinen 31 Jahren an der Schule genossen. Immer habe ich es als Bereicherung empfunden, wenn wir – etwa in parallelen Kursen – auch gut zusammen gearbeitet haben und Idee wie Materialien austauschten. Dafür danke ich meinen Fachkolleginnen, vor allem aber Frau Klöcker: Wir haben die beiden D LKs gemeinsam durch Distanz und Wechselunterricht geführt!
Unterricht ist prima! …abgesehen von einigen sogenannten Unterrichtsbesuchen als Referendar. Und wie ich erst kürzlich wieder hautnah bei der Hospitation unserer Referendare erfahren musste, hat sich an diesem Ausbildungsmodus seit meinem eigenen Referendariat kaum etwas geändert. Des Fachleiters Ansicht ist Gesetz. Ich frage mich seit 31 Jahren, wer denn immer auf diese neuen Evangelien kommt: Outputorientierung, Kompetenzorientierung usw.? Wenigstens bekommen die didaktischen Sauen, die im Wechsel weniger Jahre genüsslich durchs Schuldorf getrieben werden, jeweils einen wohlklingenden neuen Namen.
Hier möchte ich einmal grundsätzlich werden: Seit der Hattie-Studie ist es spätestens wissenschaftlich erwiesen, dass die individuelle Lehrerpersönlichkeit entscheidend ist, da sie den Garanten für gelingenden und damit guten Unterricht darstellt. Warum gibt man dieser Erkenntnis immer noch kaum Raum? Und wann wird es wieder zu einer „revolutionären neuen“ Erkenntnis kommen, dass wir keine Lernbegleiter, sondern tatsächlich Lehrer brauchen, die fachinhaltlich genau wissen, was sie zu vermitteln haben und nicht nur auf methodische Kunststücke abheben, sondern vor allem darauf schauen, welche Inhalte und Fertigkeiten erlernt und vor allem auch behalten werden? Und nebenbei: hier wird auch immer stärker die kritische Sichtung von digitalen Medien gefragt sein. Was erbringen sie tatsächlich im Vergleich zu analogen Lernprozessen? Ihre Aufgabe wird es sein, hier das rechte Maß zu finden. Alles Gute für Ihre bevorstelenden Prüfungen.

Endlich: 12:55 Uhr. Mittagspause. Unsere Internatsschüler essen hier im Speisesaal, und ich ebenfalls. Was uns heute hier gereicht wird, ist großartig: probieren Sie! Aber es bildet nicht wirklich ab, was unsere Küche leistet. Wer nur Pizza und Spaghetti mag (wie viele unserer Schüler), kann diese Vielfalt und Qualität nicht schätzen. Ich sage ein großes Dankeschön an die Schulküche: Herrn Lutz, Herrn Paredes, Frau Wagner und alle Mitarbeiterinnen, die hier täglich für das Wohl der Internatsschüler und Lehrerinnen sorgt. Gemeinschaft geht eben auch durch den Magen. Und ich finde beim Mittagessen zudem immer gute Gespräche.

Um 14 Uhr beginnen die nachmittäglichen Unterrichtsstunden, die sich allerdings durch die Rückwendung auf G9 wieder verringern werden. Das ist gut so, denn nun kann neben der Hausaufgabenbetreuung – die Frau Middrup sorgfältig organisiert – auch wieder unser Angebot an außerunterrichtlichen Aktivitäten aufblühen. Das war unter der Schulzeitverkürzung G8 doch eingeschränkt und schließlich durch Corona ganz verunmöglicht – wie eben Unterricht und Gemeinschaft auch.
An dieser Stelle danke ich allen Eltern wie auch allen Kolleg*innen, die diese Angebote kontinuierlich bereit gestellt haben. Leider können Herr Adolf und Herr Laude vom LOGO-Verein heute nicht unter uns sein. Mein Dank gilt Ihnen, Sie haben durch Ihre Erfahrung und Ihre Einsatzbereitschaft zu neuer Vielfalt dieses Angebots erheblich beigetragen.
Direkter mit unserem unterrichtlichen Handeln verbunden ist unser Förderkreis. Ich freue mich, meinen persönlichen Dank stellvertretend allen Förderkreisunterstützern Ihnen gegenüber, lieber Herr Arentz, ausdrücken zu können. Als Schatzmeister verwalten Sie die gesammelten Fördergelder des Förderkreises. Sie ermöglichen unserem Unterricht wertvolle Ergänzung und manchmal sogar Basis für anschaulichen Unterricht. Jahrelang stand etwa die „Arbeitsbiene“ auf dem Wunschzettel der Biologen – und nun haben wir nicht nur ein Großmodell, sondern dank der Bienen AG auch zwei Bienenvölker, die uns die Natur der lebenswichtigen Insekten anschaulich machen!
Überhaupt ist unsere Schule nicht denkbar ohne die wundervolle Unterstützung unserer Arbeit durch die Elternschaft. Lieber Herr Bellinghausen: Als Vorsitzender der Schulpflegschaft spreche ich Sie stellvertretend für alle Eltern mit herzlichem Dank an. Besonders in der letzten Zeit haben Sie den Schulterschluss mit unserem Kollegium in der Schulentwicklung gesucht. Dass Digitalisierung durch Distanzunterricht nun zwingend ist, war uns allen sofort klar. Also haben wir gemeinsam nach einer realistischen Lösung gesucht. Nun werden in 2021/22 die IPad-Klassen an den Start gehen, die Elternschaft trägt diesen Schritt entschlossen mit. Und so war es schon zu Beginn meiner Dienstzeit, als wir gemeinsam mit den Eltern eine sehr erfolgreiche Aktion zur Ausstattung der damals neuen Sporthalle auf die Beine stellten – unvergessen die Leistung von Herrn Gladischefski und all den mitstreitenden Eltern.

Der Schulnachmittag schreitet fort, und damit auch die Stunden, in denen am Schreibtisch und vor allem am Rechner viele sehr unterschiedliche Aufgaben erledigt werden. Der Mittwoch ist stets angefüllt mit ebenso unterschiedlichen Gremientreffen und Konferenzen – Zeit, hier allen zu danken, die in den vergangenen Jahren mit Engagement, ihrem Wissen und ihren kreativen Gedanken in der Konferenz der Funktionsträger und in der Steuergruppe, aber auch im Lehrerrat und in Fachkonferenzen und weiteren Gremien beständig sehr zur Weiterentwicklung unserer Schule beigetragen haben.

Schule und Internat bilden bei uns eine Einheit. Konkret hieß das immer für mich: oberste Priorität hat unsere funktionierende Zusammenarbeit. Egal, ob morgens in der Schulleiter-Schulträger-Sitzung oder in all den informellen und direkten Begegnungen mit Herrn Heel, Herrn Josten, Frau Stadie oder Frau Janning und den Internatspädagog*innen: gemeinsam haben wir stets zu einer situationsgerechten Lösung gefunden. Für Ihre Bereitschaft, stets lösungsorientiert zusammenzuarbeiten, möchte ich mich bei Ihnen allen sehr bedanken.

So endet meine imaginäre Reise durch den Tag – die vielen Nachtstunden, in denen es zu Hause oder in abendlichen Schulveranstaltungen weiterging, lasse ich mal aus.

So endet heute auch mein Rückblick auf meine dreizehn Jahre auf Kalkuhl. Allerdings möchte ich hier noch einmal betonen, was mir damals 2008 die Entscheidung, mich hier – vom Päda kommend – auf die Aufgabe des Schulleiters zu bewerben, leicht gemacht hat.
Klaus Kühne wies mich 2008 (das Päda feierte sein 125. Jubiläum!) auf die ausgeschriebene Stelle des Schulleiters hin. Schließlich war ich damit weg vom Päda. Was folgte, war für mich wie ein Dejá vú, denn sehr Vieles verbindet das Päda mit dem Kalkuhl. Ich bemerkte: Es gibt hier wie dort einen familiären Schulträger, und mit ihm eine ganz eigene, engagierte und kontinuierliche Schulgeschichte, die so ganz anders ist als die der öffentlichen oder konfessionell gebundenen Schulen. Und hier wie dort gibt es ein Kollegium, das sich dieser besonderen Situation und der damit verbundenen Möglichkeiten und Freiheiten auch bewusst ist. Und beidseits des Rheins existiert schließlich eine Schulgemeinschaft, die familiär zusammenhält!

Lieber Herr Heel: wir trafen uns an einem Samstag im Sommer 2008 und machten einen Rundgang über das Schulgelände, wir sprachen gleich recht vertraulich miteinander und mir wurde schnell klar: da bist du richtig! Das ist deine neue Wirkungsstätte. In den folgenden Jahren haben wir unser Vertrauensverhältnis aufgebaut und gepflegt. Das kann ich gar nicht hoch genug schätzen!

Ich denke, dass ich in meinen dreizehn Jahren einen kleinen Beitrag zur gelingenden weiteren Entwicklung am Kalkuhl leisten konnte. Die qualitativ gute Schule, guter Unterricht mit schließlich wissenschaftspropädeutischem Niveau war mir wichtig, auch wenn es andere heute „Kompetenzen“ nennen, die wir fördern sollen. Hier auch die richtige Auswahl bei der Neueinstellung von Kolleginnen zu treffen, war eine meiner Kernaufgaben. Und ich freue mich täglich über unser vielseitiges und engagiertes Kollegium, in dem jeder einen wichtigen Platz im Bildungskonzept unserer Schule einnimmt. Wie schön, dass dabei aus dem kollegialen Miteinander eine wirkmächtige bildende Energie in menschlicher Nähe entsteht, die jedem unserer Schüler förderlich ist!
Dass auch die Internatspädagogen einen erheblichen Beitrag zum Gelingen unseres speziellen Auftrages leisten, führte selbstverständlich dazu, dass sie zu den Fortbildungen, den Konferenzen und vor allem den Zeugniskonferenzen eingeladen wurden. Das war 2008/09 neu – heute ist es selbstverständlich. Ebenso eindeutig erwartete ich das individuelle Bekenntnis aller Kolleginnen zu einer pädagogischen Arbeit, die die Internatsschülerinnen bewusst wahrnimmt und sich ihnen wie allen anderen gleichrangig zuwendet. Denn alle uns Anbefohlenen haben eine je eigene biographische Geschichte, da gibt es keinen Unterschied, sondern nur unsere hinwendende Antwort.

Zum Schluss ist zu sagen, dass wir uns als Internatsschule und anerkannt gutes Gymnasium in den vergangenen – nicht immer leichten – Jahren hervorragend behauptet haben. Die Nachfrage bei Externen und Internen ist groß. Unser Ruf ist gut. Die Qualität unserer gemeinsamen Arbeit im Sinne von Niveau, Tradition und Innovation hoch.

Mir ist bewusst, dass ich daran nur einen kleinen Anteil habe. Ihnen allen gebührt mein Dank und Respekt vor ihrem steten und unsere Schüler menschlich so fürsorglich begleitenden Tun. Wir sind das, was wir sind, nur, weil wir das alle miteinander wollen. So möge es auch bleiben.

Nachtrag: Was wäre ich ohne Unterstützung. Die gab es von vielen Seiten, das kann ich Ihnen gar nicht hoch genug anrechnen. Aber heute ist auch der Augenblick, meiner Frau und meiner Familie zu danken. Wir alle wissen, dass man das, was einen über den ganzen Tag hinaus in sich bewegt, nicht einfach in der Schule lassen kann. Welch ein Glück, wenn da ein Mensch zur Seite ist, der Sorgen und Nöte teilt. Und der auch mal einschreitet und sagt: jetzt reicht es mit diesen Gedanken! Dafür danke ich dir, liebe Petra!

Ihnen allen wünsche ich persönlich den Erfolg, den Sie sich auch wünschen. Und vor allem innere Zufriedenheit mit Ihrer wertvollen Arbeit. Ich weiß; unsere so besondere pädagogische Aufgabe fordert Sie in ebenso besonderer Weise:
Bleiben Sie dran, immer das Beste für die Ihnen Anbefohlenen erreichen zu wollen. Sehen Sie in unserer Jugend bitte immer das, was über den Moment hinaus schon an Potenzial zu erahnen ist, und bauen Sie jedem*r einzelnen nach seinen oder ihren Möglichkeiten eine Brücke, auf der man getrost in das Leben hineingehen kann: aufrecht, bewusst, selbstgewiss ohne Überschätzung, mit solidem Wissen als Rüstzeug und mit einem Menschenbild, mit dem sie den sicherlich rasch wechselnden Erfordernissen der ungewissen Zukunft mutig gestaltend entgegentreten können.

Dem Kalkuhl ein weiteres Blühen, Wachsen und Gedeihen!

Herr Dr. Drescher und seine Frau Petra verabschieden sich mit dem selbst geschriebenen Song „Kalkuhl“ zur Musik von Udo Lindenbergs „Cello“ beim Abiball im Brückenforum vor einem begeisterten Publikum

Abschiedsrede des Schulträgers Ernst-Martin Heel

Verabschiedung von Oberstudiendirektor Dr. Ulrich Drescher am 01.07.2021

Sehr geehrter, lieber Herr Dr. Drescher, heute verabschieden wir uns von Ihnen nach einer 13jährigen Tätigkeit als Schulleiter des Privaten Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums.
Wenn ich auf deren Beginn zurückschaue, dann komme ich noch einmal auf den Mythos um zwei Bonner Privatschulen zu sprechen, die nach den Worten von Herrn Klaus – Otto Kühne sen. „durch nichts zu trennen sind als den Rhein“.
Es freut mich daher ganz besonders, Herrn Klaus Otto Kühne jun. als Schulträger des Pädagogiums in Godesberg unter uns begrüßen zu dürfen. Auf der Suche nach einem Nachfolger für Herrn OStD Hieronymi, der unsere Schule im Jahr 2008 verließ, fragte ich Sie, lieber Herr Kühne, damals bei einem Empfang, ob Sie uns vielleicht diesbezüglich einen Tipp geben könnten. Ich war überrascht, weil ich damit eigentlich nicht gerechnet hatte, als Sie mir signalisierten, da sei vielleicht jemand in Ihrem Kollegium, den Sie aber zunächst noch gerne einmal daraufhin ansprechen würden. Nach ein paar Tagen klingelte das Telefon und der Kontakt zwischen Ihnen Herr Dr. Drescher und dem Ernst-Kalkuhl-Gymnasium war hergestellt mit zeitlich weitreichenden Folgen, wie wir heute sehen können.
Dass Sie Lehrer am Päda waren, weckte natürlich unsere Sympathien. Dieses Gefühl wurde bei einem ersten persönlichen Kennenlernen und einem gemeinsamen Rundgang „auf Kalkuhl“ verstärkt. Die Besonderheiten einer Schule in privater Trägerschaft, die darüber hinaus auch noch ein Internat hat, waren Ihnen vertraut, denn Sie hatten schon 16 Jahre am Pädagogium in Bad Godesberg gearbeitet. Auf diesem Hintergrund schien es sicherlich auch für Sie attraktiv zu sein, die Leitung und weitere Gestaltung einer im Wesen doch sehr ähnlichen Schule in Zukunft übernehmen zu können.
Nach positiv verlaufenen Gesprächen mit einzelnen Gremien unserer Schule stellten Sie sich schließlich ab dem 1. 08.2008 Ihrer neuen Herausforderung als Direktor des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums. Wenn Sie heute nach einer 13jährigen Tätigkeit als Schulleiter zurückblicken, wird ihnen bewusst, wie sehr Sie mit unserem „Lernen, Lehren und Leben auf Kalkuhl“ verbunden sind, das Sie über die Jahre in maßgeblicher Funktion selbst mitgeprägt haben. Natürlich stellten Sie dabei auch fest, dass jede Schule ein ganz spezifisches eigenes „Biotop“ ist, das man rational erkennen muss, um es emotional zu verstehen.
Sie verlassen heute nicht nur das Ernst-Kalkuhl-Gymnasium, sondern Sie nehmen auch Abschied von Ihrem Beruf, den Sie schulübergreifend viele Jahre lang ausgeübt haben, den des Pädagogen und engagierten Fachlehrers in Deutsch, Religion und Kunst. Noch vor kurzer Zeit sagten Sie mir so ganz nebenbei beim Mittagessen in unserem Speisesaal, den Unterton konnte ich wahrnehmen, „ ja der pädagogische Kontakt war doch mein eigentliches Leben, das, was ich all die Jahre gemacht habe!“ Es ging dabei um die coronabedingte Distanz zu den Schülerinnen und Schülern, die Sie wirklich bedauerten. Ich erinnerte mich dabei symbolträchtig spontan an Ihren Bühnenauftritt beim Abigag im vorletzten Jahr.
Bis 2015 war ich Ihr Kollege im Fach Deutsch. Gemeinsame Unterhaltungen über Fachinhalte, Leistungsanforderungen und die Gestaltung des Unterrichts interessierten mich sehr. Dass Sie „menschliche und geistige Bildung“ junger Menschen zum pädagogischen Ziel Ihrer Fächer machten, sprach auch aus Ihren Abiturreden. Dabei wurden Ihre grundlegenden Überzeugungen sichtbar.
Als Oberstudiendirektor des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums brachten Sie in den vergangenen 13 Jahren Ihrer Tätigkeit manch eine Neuerung mit auf den Weg. Da fällt mir natürlich das Lions-Quest-Programm ein, das nun schon seit Jahren in unsere Unterstufenarbeit einbezogen wird. Eine „Hilfe beim Erwachsenwerden“ stellt es nach eigenem Selbstverständnis dar, in dem die emotionale und soziale Seite junger Menschen gestärkt wird. Unsere Schule lebt auch von dem Ruf, dass wir Schülerinnen und Schülern ein harmonisches Lernumfeld bieten, in dem sie in ihrer Individualität erkannt werden und sich persönlich weiter entwickeln können. Programme wie das von „Lion Quest“ unterstützen sicherlich ein solches pädagogisches Ziel. Als Religionslehrer boten Sie in der Oberstufe Fahrten nach Taizé an, um jungen Leuten Wege zu einem geistig-religiösen Lebensinhalt aufzuzeigen. Den sozialen Aspekt betonten Sie aber nicht nur in unserem schulinternen Leben. Es war Ihnen ein besonderes Anliegen ein Sozialpraktikum auf Kalkuhl zu etablieren, das zur inneren Reife der Schülerinnen und Schüler beitragen würde und eigentlich gesamtgesellschaftlich und politisch unabdingbar ist. Es liegt sogar in der Tradition von Internatsschulen spezielle Initiativen in diesem Bereich zu entwickeln. Hier bestand sicherlich ein berechtigter Nachholbedarf am Ernst-Kalkuhl-Gymnasium. Und wenn wir über globale Verantwortung nachdenken, dann gehört die Auszeichnung, dass wir uns als „Fairtrade Schule“ bezeichnen dürfen, sicherlich zu den Dingen, über die Sie sich besonders gefreut haben. Diese Initiative flankiert gewissermaßen das Tahitiprojekt, das bei uns nun mittlerweile schon auf eine längere Tradition zurückblicken darf und immer Ihre volle Unterstützung fand.
Als Sie 2008 zu uns kamen, hatten wir gerade 3 Jahre zuvor mit dem Aufbau unserer „Tagesinternatsklassen“ begonnen, die sowohl für Halb- als auch Vollinternatsschülerinnen und -schüler konzipiert worden waren. Die von der Schülernumerik aus gesehen kleinen Klassen und die intensive pädagogische Betreuung am Nachmittag überzeugte viele Eltern und die „C“-Klassen gehörten sicher bis in die Gegenwart hinein zum Profil unserer Schule. Da sich aber auch bei uns die Zahl der vollinternen Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe in den letzten vier bis fünf Jahren deutlich verringert hatte, konnten wir schließlich aus rein ökonomischen Gründen an diesem mittlerweile bewährten Modell nicht mehr festhalten. In all den Jahren durften Schulträger und Internat immer mit Ihrer fachlichen und auch persönlichen Unterstützung rechnen, denn Sie hatten immer das Gesamtinteresse unserer Institution im Blick und verloren sich nicht im Ressortdenken. Dafür auch mein ganz besonderer Dank an diesem Tag.
Die Zahl internationaler Schülerinnen und Schüler nahm in den letzten Jahren vor allem im Internat rapide zu. Zu uns kamen und kommen zumeist junge Leute mit einem hohen Selbstanspruch, getragen von dem Willen ihrer Eltern in Deutschland schulisch zu reussieren. Gerade als Deutschlehrer mussten Sie immer wieder erleben, mit welchen sprachlichen Schwierigkeiten diese Schülerschaft zu kämpfen hat. Sie forderten entsprechende Maßnahmen von Schule und Internat, um auf diese neuen pädagogischen Herausforderungen adäquat zu reagieren und gaben sich dabei nicht mit „good will“ Bekundungen zufrieden. Mittlerweile hat die gezielte und differenzierte Förderung internationaler Schülerinnen und Schüler einen festen Bestandteil in unserem didaktisch-pädagogischen Plan auf Kalkuhl.
Ohne Frage waren Sie schon an einem Ausbau digitaler Mittel und Unterrichtsformen interessiert, noch bevor die Coronakrise ausbrach. Als eingeschworener „Apple-Fan“ hatten Sie sicher schon vor ein paar Jahren davon geträumt, mal eine ganze Klasse mit diesen erstklassigen Endgeräten auszurüsten – Schritt für Schritt sind wir mittlerweile den digitalen Anforderungen unserer Zeit gefolgt und können heute auch dank des großen Einsatzes verschiedener Kollegen auf große Fortschritte in diesem Bereich blicken.
Lieber Herr Dr. Drescher, Sie hätten sich sicher nicht träumen lassen, dass das letzte Jahr in Ihrer Dienstzeit als Lehrer und Schulleiter so weit weg von dem pädagogischen Alltag all Ihrer Berufsjahre war. „Ganz andere Dinge sind jetzt gefragt als das, was man gelernt und geschätzt hat“, sagten Sie mir. Zusammen mit Herrn Wittrock als Schulleitung standen Sie oft täglich vor neuen Situationen. Sie mussten organisieren, improvisieren und vor allem vermitteln. Sie taten das, vor allem im 1. Jahr der Pandemie oft ohne Pause. Unsere Elternschaft erkannte das an und brachte es in der Schulpflegschaftssitzung deutlich zum Ausdruck.
In Ihre Zeit als Schulleiter fiel der Neubau unserer Turnhalle, die Umgestaltung des Hüsergrundstücks und die Neukonzeption des Forums als Herz des Logovereins und der Hausaufgabenbetreuung, der gegenüber Sie sich immer in einer besonderen Verantwortung sahen. Mitbeteiligt waren Sie auch noch an den ersten Planungsgesprächen hinsichtlich eines Schulneubaus, der anstelle unserer geliebten alten Baracken noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden könnte. Gezielte Überlegungen in dieser Richtung begannen, nachdem wir beide zu einer Vergabesitzung der Stadt Bonn eingeladen worden waren, die den Privatschulen gewisse Zuwendungen als Anreiz für schulische Neuinvestitionen hinsichtlich der Wiedereinführung von G 9 anbot.
Lieber Herr Dr. Drescher für Ihre stets loyale Haltung unserer Schule, dem Kollegium und allen Mitarbeitern gegenüber möchte ich mich heute ganz herzlich bedanken. Mit Ihnen, Herrn StD a.D. Bewerunge und danach Herrn StD Wittrock als stellvertretende Schulleiter und mir fanden regelmäßig wichtige schulinterne Besprechungen statt.
Heute zurückblickend, bedanke ich mich nicht nur in diesem Zusammenhang ganz persönlich für Ihre vertrauensvolle und stets offene Zusammenarbeit über diesen 13jährigen Zeitraum hinweg.
Und zu guter Letzt:
Friedrich Hölderlin, Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke und andere Autorinnen und Autoren wurden uns durch Ihren Freund Oliver Steller fast regelmäßig einmal im Jahr präsentiert. Das waren kulturelle Highlights, ja besondere Abende „auf Kalkuhl“, deren Tradition wir ja vielleicht sogar aufrecht erhalten könnten. Ab jetzt werden Sie sich Ihren literarischen und künstlerischen Interessen noch intensiver widmen und dabei selbst produktiv tätig sein. Ihre fünf Enkel profitieren dann natürlich von Opas neu gewonnener Freiheit und Ihre Kinder, denen Sie die Kleinen dann und wann sicherlich sehr gern ganztägig abnehmen werden, sicherlich auch!
Liebe Frau Dr. Schueler-Pyrtek, Sie haben Ihren Mann während seiner ganzen Dienstzeit hier bei uns zu vielen Anlässen immer wieder begleitet und damit Ihr Interesse an unserer Schule und der Arbeit Ihres Mannes nachhaltig zum Ausdruck gebracht. Natürlich wird mir dabei unser gemeinsamer Besuch in Stamford zum 60jährigen Bestehen des Schüleraustauschs besonders in Erinnerung bleiben.- Dafür möchte ich mich auch bei Ihnen an diesem Tag ganz herzlich bedanken.

Lieber Herr Dr. Drescher, ich verabschiede Sie nun auch im Namen aller Kolleginnen und Kollegen und der Mitarbeiter in Schule und Internat. Miteinbeziehen möchte ich unsere Familie, insbesondere meinen Bruder Franz-Christoph Heel und meinen Sohn Nikolas Heel, in der Hoffnung, dass Sie Ihrer Schule dem Privaten Ernst-Kalkuhl-Gymnasium auch in Zukunft persönlich und gedanklich immer verbunden bleiben!

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