Über 135 Jahre Schul- und Internatstradition
Das Private Ernst-Kalkuhl-Gymnasium gehört zu den traditionsreichen Bonner Gymnasien und ist auf nationaler Ebene als Internatsschule sogar eine der frühesten Gründungen.
1880 entschloss sich der aus Remscheid stammende Ernst Kalkuhl (1849–1918), nachdem er selbst als Lehrer in England und Frankreich Erfahrungen im Privatschulwesen gesammelt hatte, in Oberkassel bei Bonn eine eigene Schule für Jungen ins Leben zu rufen, das damalige „Institut Kalkuhl“, das dann bereits 1891 seine staatliche Anerkennung erhielt. Die Schule war stets beides, sie war eine weiterführende Schule, fest eingebettet in den rechtsrheinischen Bonner Raum, aber sie war eben auch eine Internatsschule mit weit überregionalem Charakter. Die Integration von Schülern fremder Nationen gehörte seit den Gründungsjahren zum Credo von Schule und Internat und wirkte so einer engen Provinzialität entgegen. Aus historischer Sicht entstand unser heutiges Gymnasium in der „Gründerzeit“ des 19. Jahrhunderts. Die vorwiegend denkmalgeschützten Schul- und Internatsgebäude sowie die traditionsreichen Parkanlagen weisen auch heute noch auf diese Epoche hin.
Eigeninitiative, unternehmerisches Wagnis und der Wille eine Alternative zur damaligen preußischen Staatsschule zu schaffen, bestimmten das Denken und Handeln von Ernst Kalkuhl und seinen Kollegen. So wird das Anliegen Schüler in besonderer Weise zu fördern und auf ihre Individualität einzugehen bereits damals in den theoretischen Schriften von Dr. Töpel, dem Stellvertreter Ernst Kalkuhls, in differenzierter Weise begründet und mit vielen Bezügen zur Praxis verbunden. Das Leben im Internat erlaubte darüber hinaus eine ganzheitliche Betreuung von Schülern. Der Verein der ehemaligen Schüler am Institut Kalkuhl („Veschaik“) dokumentiert, dass unsere Schule mit ihrem ganz spezifischen Lebensraum auch eine Stätte der persönlichen Identifikation von vielen Schülergenerationen war und bis heute ist.
Die familiäre Trägerschaft spielt in diesem Zusammenhang sicherlich eine wichtige Rolle. Der Schwiegersohn von Ernst-Kalkuhl, Dr. Franz Heel aus Nürnberg, übernahm 1916 die Schulleitung und 1918 nach dem Tod Ernst-Kalkuhls die Schulträgerschaft. Er behielt sie bis zu seinem Tod im Jahr 1957. Während dieses langen Zeitraums wurde die Existenz der Schule zweimal durch die Folgen der beiden Weltkriege bedroht.
Aber die Gründung Ernst Kalkuhls konnte sich trotz aller Zeitwidrigkeiten in entscheidender Form weiterentwickeln. In der „Weimarer Republik“ erhielt sie 1924 als damalige „Oberrealschule“ das Recht das Abitur bei voller staatlicher Anerkennung im eigenen Haus abzunehmen.
Schließlich wurde die Schule 1951 in der noch jungen Bundesrepublik mit der Bezeichnung „Staatlich anerkanntes Gymnasium“ mit allen öffentlichen Gymnasien des Landes gleichgestellt. Der Sohn von Dr. Franz Heel und Alma Heel ( geb. Kalkuhl), Karl-Ferdinand Heel, übernahm 1957 die Schulträgerschaft von seinem Vater. Als Studiendirektor leitete er das Internat. Da die Schule mittlerweile auf über 600 Schüler angewachsen war – im Jahr 1972 wurde die Koedukation in Schule und Internat eingeführt – entschied man sich die Leitung des Gymnasiums ausgewählten Oberstudiendirektoren zu übertragen. Nach dem Tod von Karl-Ferdinand Heel im Jahr 2001 übernahmen dessen Söhne Ernst-Martin Heel und Franz Christoph Heel in einer „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“ die Schulträgerschaft, wobei Studiendirektor Ernst-Martin Heel, der auch das Internat leitet, in geschäftsführender Funktion tätig ist.
In ihrer Festrede zum 125-jährigen Bestehen der Schule am 27.9.2005 hob die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann die Bedeutung des heutigen Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums für die Stadt Bonn hervor. Dabei würdigte sie auch den besonderen pädagogischen Ansatz der Schule, der ausgehend von einer 125-jährigen Erfahrung im Internatsbereich pädagogische Akzente im Bereich ganzheitlicher und ganztägiger Pädagogik zu setzen wisse.
Mit der Gründung einer speziellen „Tages- und Internatsschulklasse“ (Klassen 5 – 9) werden seit dem Schuljahr 2005/06 innerhalb einer langen Schulgeschichte ganz neue Wege beschritten, die den gesellschaftlichen und pädagogischen Anforderungen der heutigen Zeit in besonderer Form Rechnung tragen.