14-10-2013
Am 10. Oktober gastierten das aus Theater, Film und Fernsehen bekannte Schauspielerpaar Eva Scheurer und Rudolf Kowalski mit einer Lesung anlässlich des 80. Jahrestags der Bücherverbrennung 1933 im Ernst-Kalkuhl-Gymnasium. Während sie im roten Kleid den Part der damals jungen und erst seit Kurzem erfolgreichen Schriftstellerin Irmgard Keun übernahm und aus dem „kunstseidenen Mädchen“ vortrug, setzte er mit Zitaten aus Reden und Tagebüchern der Täter wie der Opfer die braune Wirklichkeit dagegen.
Der überwiegend mit Oberstufenschülerinnen und –schülern gut gefüllte Saal bekam auf diese Weise sowohl eine eindringliche Lektion in deutscher Geschichte als auch darin, warum diese Zeiten so schlechte Zeiten für Literatur und kritische Literaten waren. Die vielleicht wichtigste Wendung kam zum Schluss: Auch in den 60er Jahren wurden schon wieder öffentlich Bücher verbrannt, Ignoranz und Unbildung ließen Organisatoren und Teilnehmer die fatale Parallele nicht erkennen oder wahrhaben. Ignoranz und Unbildung gibt es aber auch heute und sie lassen eine Veranstaltung wie diese immer und immer wieder notwendig erscheinen.
Der Bonner General-Anzeiger resümierte in seiner Rezension dann auch eindringlich: „Die Szenerie war würdevoll und passte zum schweren Thema des Abends: […] Tausende Studenten ziehen am 10. Mai 1933 – auch in Bonn – durch die Städte und verbrennen an zentralen Stellen Bücher von namhaften Autoren. Von Tucholsky bis Heine, von Brecht bis Ringelnatz, Kisch, die Mann-Brüder, Musil, Seghers und viele andere – wer antifaschistisch und jüdisch war, dessen Werke wurden „dem Feuer übergeben“. Kowalski trug die Reden der geifernden Nazis mit so viel Nachdruck vor, dass noch 80 Jahre danach so manchem Zuhörer im Kalkuhl-Gymnasium ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief [und] der tosende Applaus zeigte: Nie wieder dürfen wir zulassen, dass Bücher verbrannt werden.“
J. Schulze-Diesel