Nachdem Clair mich am letzten Tag der diesjährigen Wanderfahrt bat, einen kleinen Bericht zu schreiben, war ich natürlich sofort voller Freude und habe das gern übernommen. So sitze ich jetzt an einem Sonntag im Juni vor meinem PC und überlege mir, was in diesem Jahr wohl so interessant war, das es sich lohnt hier aufzuschreiben und den Lesern dieser Homepage zum Besten zu geben.

Für mich war es dieses Jahr bereits die zweite Teilnahme. Nachdem im letzten Jahr meine Aufgabe darin bestand die Autos von A nach B zu fahren, im Regen am Rande der Lahn zu stehen und auf die Boote zu warten, sie vorbei fahren zu sehen, um dann mit dem Auto wieder vor zu fahren… hatte ich diesmal einen festen Platz im Boot, super Wetter und einen unendlichen Spaß. Aber alles der Reihe nach.

Lange vor der Wanderfahrt traf ich mich mit Marc im Globetrotter zu Köln und wir bereiteten uns in Kältekammer und Tieftauchbecken auf unser diesjähriges Outdoor Wochenende vor. Nach wenigen Stunden der Information waren wir nach dem Kauf eines Kochgeschirrs und einer Zeltlampe total vorbereitet auf unser Abenteuer, um mit unseren Töchtern Emma und Tara auf Wanderfahrt zu gehen.

Die Anfahrt verlief ganz harmonisch und dank Telefonkette mit wenig Staus. Auf dem Zeltplatz angekommen, war ich von der Größe der Gruppe einigermaßen erstaunt. Aber auch die Anzahl der Boote, der Zelte, sowie der enorme Altersunterschied der Gruppenmitglieder vom Erstklässler über die „Säckchen“ bis hin zu den „Alten Herren“ war für mich überraschend und weckte mein Interesse auf die nächsten Tage. Also schnell Zelt aufbauen und ab zum Grill. Dank unserer Kochgemeinschaft war auch hier schon alles Bestens vorbereitet und der erste Abend fand so seinen gemütlichen Abschluss.

Der nächste Morgen begann zeitig, wobei nicht unsere Kleinen dafür verantwortlich waren. Offensichtlich machte sich bei einigen Ruderern schon die Aufregung vor der ersten Fahrt bemerkbar. Die fehlende Einsicht, dass nicht alle bereit waren, so früh aufzustehen, wurde dann mit einem nicht ganz freiwilligen Bad in der Lahn verdeutlicht. Nach dem ausgiebigen Frühstück kam der „Ameisenhaufen“ dann in Gang. Und das ist verblüffend, wie sich innerhalb von 1-2 Stunden das totale Chaos auf der Wiese lichtet, alles in den Booten und den diversen Autos verschwindet und dann ein Boot nach dem anderen auf den Fluss in Richtung Laurenburg geht. Und was man am Anfang kaum für möglich hält, wird wahr und es erscheint wieder eine Wiese in der ursprünglichen Form.

Unsere beiden Mädels hatten es sich bei Katrin im Boot als „Kielschwein“ bequem gemacht und wir sollten sie auch vor der Ankunft in Laurenburg nicht mehr zu Gesicht bekommen. Meine ersten Erfahrungen im Ruderboot konnte ich als Steuermann sammeln. War gar nicht so schlecht, man lernt die Abläufe kennen, ohne wirklich etwas dafür tun zu müssen und man hat dabei das Gefühl trotzdem eine tragende Rolle zu spielen. Doch gerade als ich es mir richtig schön bequem gemacht hatte, wechselte ich auf Geheiß unseres Obmanns Marc auf die Position 4. Und an der Stelle möchte ich nun den Hut ziehen, insbesondere vor allen Anfängern, denn es war für mich gar nicht so einfach die Skulls koordiniert zu bewegen und im Rhythmus mit den anderen dreien eine Vorwärtsbewegung des Bootes hin zu bekommen. Aber dank aller anderen im Boot gelang es nach kurzer Zeit. In Laurenburg angekommen war die erste große Taufaktion bereits in vollem Gange und auch die ersten Zelte standen bereits wieder.

Das ist deshalb erwähnenswert, da sich der Campinglatzbesitzer wohl gesagt hat, ein bisschen Überbuchung kann nicht schaden. Am Ende war kein Stück Wiese mehr frei, was aber nicht das Schlimmste war. Der eigentliche Engpass entstand beim Duschen und auf der Toilette. Wer dabei war, weiß was ich meine.

Auch bei der Handyverbindung hatte sich zum Vorjahr nichts verändert, denn es gab immer noch kein Empfang. Also liebe Eltern, das Nichtmelden der lieben „Kleinen“ hat nichts mit Nichtachtung zu tun, sondern vielmehr mit den Unzulänglichkeiten der diversen Netzbetreiber. Bevor der zweite Tag zu Ende ging gab es noch Nudeln mit Bolo und alle sind zufrieden in ihre Kojen gegangen.

Der nächste Tag brachte wieder eine andere Zusammensetzung im Boot. Ich durfte diesmal mit Justus (Fatma), Daniel und Jasmin in einem Boot bis nach Dausenau fahren. Es gab die ersten zaghaften Versuche uns in Wasserschlachten zu verwickeln aber mit unserer erfahrenen Mannschaft und so kurz vor dem Ziel war das für uns nicht wirklich eine Herausforderung.

Den interessantesten Teil des Tages gab es dann am Zielort. Hier lernten einige auf dem Weg zum Obmann, dass auch „Schiffe versenken“ ein Teil der Ausbildung ist und das es wichtig ist, immer ein paar kräftige Männer im Boot zu haben, die das vollgelaufene Boot dann ganz einfach wieder umdrehen können. Auch wurde dem Taufritual wieder ausgiebig gefrönt.

Der Platz zum Zelten war auch in Dausenau sehr überschaubar und so kam es nach dem Zeltaufbau zu leichten Platzengpässen beim Essen.

Der spektakulärste Tag für mich war in diesem Jahr der Samstag. Das lag vor allem daran, dass wir am Sonntag nicht mehr mit dabei waren aber dieser Tag ist ja an anderer Stelle schon ausreichend beschrieben worden. Es ging also von Dausenau nach Neuwied und es zeigte sich schnell, dass wir in der Besetzung Sonja, Clair, Lenny und Marc (sowie den beiden Kielschweinen Emma und Tara) an diesem Tag einiges erleben sollten. Bereits kurz nach dem Einsetzen der Boote lernte ich, was eine wahre Wasserschlacht ist. Leider hatte uns unser Obmann nicht ausreichend in die notwendige Taktik eingeführt, was dazu führte, dass Lenny mehrfach versuchte auf der falschen Seite zu entern und ich mich zeitweise ganz alleine im Boot sah und gar nicht wusste, worauf ich eigentlich zuerst aufpassen sollte. War aber auch nicht schlimm, denn es war bald gar nichts mehr da, worauf man aufpassen konnte. Ich lernte, dass unser Boot ein Loch besaß, welches uns plötzlich noch anfälliger machte. Erst dem Einsatz unseres bewährten Kampfschwimmers Marc war es zu verdanken, dass wir als der klare Sieger aus den diversen Schlachten hervor gingen.

Nach allerhand Schleusen und einer kleinen Stärkung in Lahnstein machten wir uns auf den Schlussabschnitt dieser Etappe auf dem Rhein nach Neuwied. Kaum waren wir auf den Rhein eingebogen, holte uns ein Gewitter ein. Somit war klar: erst einmal keine gemütliche Kaffeefahrt auf dem Rhein sondern kreuzen und direkt wieder an Land. Alle kamen gut aus dem Boot und schafften es einigermaßen trocken bis unter einen großen Baum, wo wir dann einen leckeren Kirschkuchen vertilgten.

Alle bis auf unseren Marc, der das Boot nicht allein lassen wollte und konnte und auch in dieser Situation keine Gelegenheit ausließ, seinen reichlichen Erfahrungsschatz an uns weiter zu geben. Jetzt gab es die Lehrvorführung Tsunami am Rhein, allerdings hatte er wohl auch nicht mit einer Welle jenseits der Metergrenze gerechnet und so war er an diesem Tag zum x-ten male komplett nass. Aber ich muss sagen, es war für mich beeindruckend was sich da so am Rheinufer mit vorbei fahrenden Schiffen abspielt. Aus meiner Sicht gehört das nicht nur in die Ausbildung zum Ruderobmann sondern sollte für jeden zur Allgemeinbildung gehören.

Wieder im Boot gab es eine abwechslungsreiche Weiterfahrt auf dem Rhein. Immer wieder größere Pötte aber auch reichlich Fleischdampfer. Vorbei am Deutschen Eck, der Buga, verschiedenen Burgen und netten Villen kamen wir etwas verspätet aber bester Laune am Bootshaus in Neuwied an, wo auch gleich das zweite Anlegemanöver richtig gut klappte. Alle anderen waren schon geduscht und hatten ihr Lager im Bootshaus aufgeschlagen und waren bereit für den Italiener. Für uns hieß es an dieser Stelle Abschied nehmen und eine wunderschöne Lahnfahrt 2011 zu beenden. Unseren Kindern fiel der Abschied besonders schwer, auch für sie war es ein unvergessenes Erlebnis.

Bevor ich nun diesen kleinen Bericht beende, möchte ich noch den Organisatoren ein großes Kompliment aussprechen. Vom Zeltplatz, über Frühstück und Duschmarken, bis hin zur Bootseinteilung und der namentlichen Wasserflasche war alles perfekt und dabei völlig unaufgeregt. Meiner Tochter und mir hat es wirklich gut gefallen und wenn es die Zeit zulässt und ihr wieder einen Platz frei habt, sehen wir uns bestimmt auf einer der nächsten Lahnwanderfahrten wieder.

Liebe Grüße von Tara und Jörg