DURCHSAGE
Meine Damen und Herren, ihre Aufmerksamkeit bitte. Auf Gleis 1 fährt ein „EKG Abi 2024“. Bitte Vorsicht bei Einfahrt des Zuges, wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise.

Sehr geehrte Familie Heel,
sehr geehrte Eltern und Gäste,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Abiturientinnen und Abiturienten,

CH: willkommen an unserem imaginären Bahnsteig. Ganz passend zu unserem Motto, unter dem wir diese letzte spannende Phase der Schulzeit gemeistert haben, laden wir Sie auf eine Reise ein. Also halten Sie Abstand von der Bahnsteigkante und vergessen Sie ihr Gepäck nicht.
Wir reisen ab, aber irgendwie auch an. Reisen in die Ferne, in die Zukunft, in verschiedene Richtungen. Reisen Abenteuern entgegen. Reisen aus Inspiration und für Erkenntnisse. Reisen in die Weite und, hoffentlich, zu uns selbst. Reisen, weil wir wollen, können und weil wir nun weiterreisen müssen. Weil wir hier und heute die eine Reise beenden und eine neue beginnen.
Eine neue Reise, die wahrscheinlich eine der wichtigsten in unserem Leben sein wird. Wohin sie geht? Wer weiß.
Aber wohin ist unser Zug heute unterwegs?

NL:„Viele Wege führen nach Rom“ sagt man so schön.
Aber auch viele Wege führen zum Abitur.
Auf unserer Reise durch die Zeit am Kalkuhl haben wir uns auf so einige spannende Touren gewagt. Begonnen mit der allerersten. Der Tour nach Nettersheim. Teambuilding im Kletterwald. Kreativität beim Schwarzlichttheater. Fossiliensammeln- war auch ganz nett…
Das Kleinwalsertal, Sankt-Peter-Ording oder der Alfsee. Vor allem die Chor-, Orchester- und Ruderwanderfahrten waren sehr beliebt.
Gemeinsame Reisen schweißen zusammen. Man lernt einander noch einmal ganz anders kennen. Aber was genau macht das mit einem? Sind Reisen nicht immer auch kleine Achterbahnen der Emotionen?
Wie aufgeregt war ich, als ich für meine erste Chorfahrt gepackt habe. Lange Sachen, kurze Sachen, Regensachen. Und wo ging es hin? – starke 12km rheinaufwärts, in die Jugendherberge Bad Honnef. Mensch, ganze 45 Minuten war die Anreisezeit. Eine Bahnfahrt, ein Berg musste erklommen werden.
Aber so häufig geht es gar nicht darum, wie lange oder wie weit eine Reise geht, sondern mit wem man unterwegs ist und was man daraus macht.

CH: Und das nahmen wir uns auch bei unserer letzten gemeinsamen Reise zu Herzen: unseren Stufenfahrten im September.
Denn was macht man daraus, wenn es in Dublin in Strömen regnet? NL:Ganz klar, man kauft sich Mülltüten und bastelt sich Regencoats.
CH: Und was macht man daraus, wenn der Bus auf dem Weg von der Toskana nach Hause plötzlich liegen bleibt? NL: Man macht sich gemeinsam Mitten in der Nacht mit der deutschen Bahn auf den Heimweg und kann sich sicher sein, dass diese Story bestimmt in 10 Jahren beim Abijubiläum immer noch erzählt wird.
CH: Und was macht man daraus, wenn man statt nach Italien nur ein paar Kilometer über die deutsche Grenze fährt? NL: Man erlebt nicht weit von Zuhause eine der schönsten Reisen überhaupt.

KN: Und jetzt, wo ihr das Abitur geschafft habt, heißt es für viele von euch auch wieder „erstmal weg…“, ab in den Urlaub. Die Zeit der Klassen- und Kursfahrten liegt hinter euch und ihr dürft euch eure Mitreisenden und die Reiseziele selbst aussuchen. Urlaub mit der Familie – mit Freunden – oder vielleicht sogar mal alleine, mit ganz leichtem Gepäck? Da Reisen ja bekanntlich das einzige Vergnügen ist, bei dem man zwar Geld ausgibt aber trotzdem reicher zurückkehrt, seien euch ganz viele gegönnt. Ihr habt euch das verdient. Aber wem sage ich das? Einige haben nicht bis heute gewartet und waren schon längst wieder unterwegs. Die ganz „Toughen“ unter euch sind ja bereits vor der mündlichen Abiprüfung, also quasi „zwischen dem Abitur“ schonmal kurz irgendwo abgetaucht.
Manche haben eine längere Reise geplant und verbringen nun erstmal einige Zeit im Ausland um neue Perspektiven, Sprachen, Lebensformen kennenzulernen, die euch vielleicht Entscheidungshilfen für die Berufswahl geben. Egal wohin es euch zieht, es ist immer gut auch mal die glatten Straßen zu verlassen und neue, vielleicht auch unbequeme Wege einzuschlagen.
Ich möchte an dieser Stelle unsere vielen internationalen Schülerinnen und Schüler ansprechen, die vielleicht jetzt erstmal wieder in ihre Heimat zurückkehren. Die nämlich aus China, Korea, Vietnam oder Mexiko kommend ja bereits eine weite Reise für ihre schulische Ausbildung zu uns nach Bonn unternommen haben. Ich hoffe sehr, dass ihr, liebe Schülerinnen und Schüler euch hier am Kalkuhl wohlgefühlt habt und Schule und Internat für euch eine Art zweite Heimat werden konnten.

CH: Und so fahren wir los. Mit der Zukunft als Ziel. Der Zug fährt ab und wie es so ist im Zug, während die einen ein Buch aufschlagen, die anderen mit Kopfhörern im Ohr die Augen schließen, setzen wir Abiturienten uns einfach einen Moment hin und schauen aus dem Fenster. Wir sehen, dass die Welt, die vor ein paar Wochen noch so stressig und überwältigend erschien, heute irgendwie in einem ganz anderen Glanz strahlt. Wir lassen den Bahnhof hinter uns und mit ihm Leistungsdruck, frühes Aufstehen und Stress. Aber genauso Freunde, Schulfeste, gemeinsame Pausen. Unser Zug nimmt Fahrt auf und wir fangen an zu träumen.
KN: Als Lehrerin habe ich Schüler bestimmt manches Mal ermahnt. „Träum doch nicht, pass mal besser auf“ oder „Na, schon wieder am träumen?“, wenn ich eure Aufmerksamkeit wieder auf den Unterricht richten wollte.
Heute, wo ihr ja offensichtlich doch die eine oder andere Unterrichtsstunde aufmerksam verfolgt habt, darf und soll es verstärkt um eure Träume gehen, denn der Ratschlag „Träume nicht dein Leben- Lebe deine Träume“ sollte bestenfalls nicht erst in meinem Alter befolgt werden. Stattdessen solltet ihr sie jetzt im Blick haben, wo ihr die Weichen für euer zukünftiges Berufsleben stellt.
Wovon träumt ihr Schüler denn nun eigentlich?

CH: Ich träume davon, einen Studiengang zu finden, der zu mir passt
NL: Ich träume davon, später einen Beruf zu beginnen, der mir Spaß macht
CH: Ich träume davon, zu einer Welt mit mehr Akzeptanz beizutragen
NL: Ich träume davon, die Zukunft aktiv zu gestalten
CH: Ich träume davon, meine Ideen einzubringen und mit anderen zusammen zu arbeiten
NL: Ich träume davon, Menschen zu helfen und Leben zu retten

KN: Träumt ihr nicht auch von einem erfüllten Leben?
Dies würde ich euch jetzt und hier für eure nahe und ferne Zukunft gerne wünschen. Was stelle ich mir darunter vor? Bei einem erfüllten Leben geht es zum einen um euer persönliches Wohlbefinden, um die Erfüllung eurer persönlichen Wünsche, Träume und Sehnsüchte. Das kann – wie vorhin erwähnt – für die einen mehr der Wunsch nach Aufbruch, Reise und Wandel sein, während sich für die anderen eher der Wunsch nach einem festen Stammsitz, nach einer Verwurzelung einstellt. Oder aber der Wunsch nach Flügeln und Wurzeln hält sich die Waage. Oder aber ihr habt ganz andere Vorstellungen. Bei der persönlichen Wunscherfüllung geht es ganz subjektiv um die Frage was ihr persönlich vom Leben wollt und was sich für euch erfüllen soll.
Ich würde mir wünschen, dass ihr euch ebenfalls andersherum fragt, was hat oder wird sich denn durch euch erfüllen? Was will das Leben von euch, was erfordert die momentane Situation? Welchen Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft könnt ihr leisten? Wir nähern uns dem Bereich der Pflichten und Aufgaben, der Psychologe Friedemann Schulz von Thun spricht hier von Sinnerfüllung und bestenfalls gelingt es euch natürlich beides miteinander zu verbinden, d.h. euer Glück darin zu finden anderen etwas Gutes zuteilwerden zu lassen.
Und dazu zitiert Psychologe Friedemann SvT einen indischen Philosophen (Tagore), der sagt:
Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude.
Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.
Ich handelte und siehe, die Pflicht war Freude.

Habt ihr auch solche Wünsche?

CH: Ich träume davon, meine wahren Interessen zu finden
NL: Ich träume davon, meine Ängste zu überwinden
CH: Ich träume davon, die Welt zu entdecken
NL: Ich träume davon, einen Sommer voller Freiheit zu genießen
CH: Ich träume davon, vollkommen in mich selbst vertrauen zu können
NL: Ich träume davon, ein sorgenfreies und gesundes Leben zu führen
CH: Und wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern, die sich am Kalkuhl noch auf diese Reise begeben werden, dass sie auch in anstrengenden Phasen an der Schule Interesse und Freude finden.
NL: Dass sie neugierig bleiben.
CH: Dass sie Resilienz und Durchhaltevermögen haben.
NL: Dass sie einen guten Ausgleich finden und sich daran erinnern, dass es auch noch ein Leben neben der Schule gibt.
CH: Dass sie Kalkuhl in guter Erinnerung behalten.
NL: Und natürlich wünschen wir ihnen ein offenes Tor am Fahrradparkplatz, wenn sie erst zur zweiten Stunde kommen.
CH: Wir merken also, gibt so viele unterschiedlich Träume, Wünsche und Ziele, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben. Wir sind alle individuell und unterschiedlich, aber Kalkuhl ist ein Ort, der zusammenbringt. Das haben wir in den letzten drei Jahren noch einmal gelernt. Wir schließen die Schulzeit heute ab. Und das miteinander.

KN: Miteinander Umgehen war schwierig in der langen Zeit der Coronapandemie, also am Ende eurer Mittelstufe und der EF. Miteinander ging nur mit Maske, mit Abstand und mit Schnelltest. Miteinander singen ging wegen der Aerosole gar nicht. Die Musikfachschaft reagierte umgehend mit der Anschaffung verschieden farbiger, unterschiedlich langer Plastikröhren. Nun wurde im Musikunterricht immer fröhlich geboomwhackert.
Miteinander habt ihr in der EF für den Tag der offenen Tür über 30 Kuchen gebacken (oder von euren Vätern backen lassen). Später beim Schulfest habt ihr jede Menge Waffeln gebacken und verkauft. Die weiße Rührschüssel habe ich mittlerweile … verschenkt…
Miteinander habt ihr in eurem Literaturkurs eine großartige Aufführung des Stückes „Das Tribunal“ präsentiert, wie ihr miteinander ebenso einen abwechslungsreichen Kulturnachmittag gestaltet habt. Miteinander haben sich am Ende eines Schuljahres auch immer einige zum Stufengrillen eingefunden.
Miteinander kommuniziert haben wir- außer natürlich mündlich- hauptsächlich über Sdui. Und zwar als „ABI 2024-Gruppe“ seit dem 1. Juli 2021. Insgesamt sind hier 576 Nachrichten ausgetauscht worden. Es wurde an Termine erinnert, nach Terminen gefragt, oder um Terminverlängerungen gebeten. Häufig wurden sich aber auch einfach nur schöne Ferien gewünscht.

NL: Miteinander ist ein großes Wort.
Wir sind eine Stufe… natürlich teilen wir alle die gleiche Meinung.
CH: Wir sind eine Stufe… natürlich verstehen wir uns alle und haben die gleichen Interessen.
NL: Wir sind eine Stufe… natürlich hilft jeder bei den Vorbereitungen für den Abiball mit.
CH: Wir sind eine Stufe… natürlich machen wir immer alles gemeinsam.
NL: Ne, Spaß beiseite. Es ist vollkommen normal, dass so viele verschiedene Menschen nicht immer einer Meinung sind. Aber wenn es darum geht, ob man tatsächlich nach 15 Minuten, die sich die Lehrkraft verspätet hat, nach Hause gehen kann. Oh, da sind sich alle einig!
Und auch hier haben wir uns alle gleichermaßen geärgert, wenn in dem Moment des Entschlusses zu gehen die Lehrkraft um die Ecke gespurtet kam.
Gemeinsam. Gemeinsam um das allerbeste Fußballtor gekloppt. Das zu dem Bioräumen hin, das mit dem Zaun dahinter, war immer DAS Tor. Oder gemeinsam zum Mammutbaum im Park gerannt, um nicht der oder die Letzte zu sein, schließlich mussten die ja immer fangen.
Wir haben gemeinsam auf denjenigen eingeredet, der auf der Alpenwaldhütte im Kleinwalsertal zu lange warm geduscht hat. Grüße an diejenigen, die immer danach duschen mussten und sich mit dem eiskalten Wasser rumschlagen mussten. Das soll ja angeblich das Immunsystem und den Kreislauf stärken.
Als wir unser erstes Schuljahr hier auf Kalkuhl im Sommer fast beendet hatten, gab es gleich ein riesiges Event. Die Schul-Olympiade. Und hierbei waren es nicht nur wir unter uns, im Klassenverband. Nicht nur wir, als Abiturjahrgang 2024, die gemeinsam zusammenarbeiteten. Nein, alle Stufen waren gemischt.
So lernten wir schon ab der 5. Klasse, Kalkuhl ist gemeinsam.

CH: Sie sehen heute so glücklich aus. Das liegt bestimmt daran, dass sie heute noch keine Gleichung nach x auflösen mussten. Und das bringt mich direkt zu dem Thema Dankbarkeit. Denn hier, am Ende der Schulzeit, am Ende dieser Reise, blicken wir nicht nur in die Zukunft, sondern auch zurück. Auf Prüfungsphasen, die uns jedes Mal aufs Neue die Nerven geraubt haben und auf die Erleichterung nach der letzten Klausur. Auf den Stress bei der Planung des Kuchenverkaufs und auf die Freude, wenn tatsächlich ein paar Leute was gebacken haben. Auf gemeinsames Lernen, Quatschen und in der Pause noch schnell zum Netto rennen.
Also ich, für meinen Teil, bin dankbar, dass wir alle diese Erfahrungen machen konnten und jetzt zusammen hier stehen.
NL: Auch, dass wir in einer so schönen Umgebung lernen durften, ist nicht selbstverständlich. Damit meinen wir nicht nur die Menschen, sondern besonders das Schulgelände selbst. Ich würde behaupten, keine Schule hat so farbenfrohe und liebevoll gepflegte Grünanlagen wie das EGK. Das riesige HüSER- Gelände, der große Park. Es gibt den Volleyball-, Streetballplatz und das Calesthenics Gerüst. Das Lädchen, an dem es immer etwas gibt, was das Herz begehrt. Vor allem ein Lächeln und gute Laune, denn das kleine Radio dort war -für mich auf jeden Fall- immer ein guter morgendlicher Stimmungsmacher. Da kann man sich einfach nur wohlfühlen!
CH: Danke an unsere Lehrerinnen und Lehrer, die uns über die letzten Jahre unterstützten, uns bei Fragen uns Ängsten zur Seite standen und auch außerhalb des Unterrichts unsere Ansprechpartner waren! Und an dieser Stelle auch ein besonderer Dank an Sie, Frau Nöh!
Danke an die große Hilfe der Eltern, ohne die bei Weitem nicht alles so reibungslos abgelaufen wäre!
NH: Danke auch von mir an alle Q2-Lehrerinnen und Lehrer, nicht nur für das pünktliche Abgeben der Kurslisten. Danke an die souveräne und kompetente Unterstützung der Schulleitung (Frau Krüsselmann und Herr Wittrock). Danke für den immer freundlichen und hilfsbereiten Dauereinsatz von Frau Etscheid und Herrn Köstlmeier. Zwei Internatspädagogen standen mir zur Seite und haben sich besonders um die internen SuS gekümmert: Frau Striethörster und Herr Scheiermann. Und ein Kollege war immer ansprechbar, wusste nicht nur bei Computer- und Laufbahnfragen stets bescheid, sondern lockerte ernste Situationen mit lustigen Sprüchen auf „Der Drops ist jetzt gelutscht“ und kümmerte sich stets nicht nur um mein seelisches, sondern auch um mein leibliches Wohl „Möchtest du vielleicht erstmal ein Kirschbonbon“. Vielen tausend Dank an Kai Tenge !!!

CH: Wir freuen uns auf jeden Fall schon, unser 10-jähriges Abijubiläum hier am Kalkuhl in den immer noch stehenden Baracken feiern zu können. Denn auch wenn wir heute abreisen, die Baracken reißt keiner ab!
DURCHSAGE
Sehr geehrte Fahrgäste, wir haben unseren Zielbahnhof erreicht. Bitte denken Sie daran, das bestandene Abitur zu feiern, bevor Sie den Bahnhof verlassen. Wir hoffen, Sie hatten eine angenehme Reise mit uns.

Carla Haeder, Nathalie Leischner, Kristine Nöh