Bereits zum achten Mal gastierte Oliver Steller im gut gefüllten Speisesaal des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums. Der rote Faden des Abends war diesmal das Leben Robert Gernhardts. Gernhardt schrieb in den 70ern Texte für Otto Waalkes und gründete in den 80ern die Satirezeitschrift „Titanic“. So wie seine Vorbilder Wilhelm Busch, Christian Morgenstern und Loriot, war Robert Gernhardt ein messerscharfer Beobachter und ist in einer Zeit, in der uns das Lachen schon mal im Halse stecken bleibt, ein gutes Gegengift. Zudem hatte er am selben Tag Geburtstag wie Heine und Heino. Da wundert es nicht, wenn er sich selber fragte: „Der Künstler geht auf dünnem Eis. Erschafft er Kunst? Baut er nur Scheiß?“
Oliver Steller, Jahrgang ´67, ist laut FAZ die „Stimme deutscher Lyrik“. Von Hause aus Musiker, hat er auch in diesem Programm viele Gedichte vertont. Sein lyrischer Plauderton führte durch den Abend und machte Robert Gernhardt zu einem Gesamtkunstwerk, das heiter und unterhaltsam, aber auch sehr tiefsinnig ist!
Wie auch in seinen anderen Programmen ausgehend von der Biografie Gernhardts, machte Steller auch keinen Bogen um die ernsten Begebenheiten, um Krankheit und Tod. Und es gelang ihm wie dem Lyriker selbst, auch diesen Aspekten eine „helle“ Seite abzugewinnen und ihnen das Deprimierende zu nehmen. Stellers große Kunst ist es, die Atmosphäre, die Stimmung der Lyrik in seinen Vertonungen auf den Punkt zu treffen. Bei der satirischen Gebrauchslyrik Gernhardts hieß das eben immer augenzwinkernd, immer ein bisschen provozierend, aber auch immer sehr lebensbejahend zu bleiben. Diese Heiterkeit übertrug sich auf das Publikum. Der 70-er Jahre Fender-Sound aus Gitarre und Amp und die immer wieder eingestreuten Nonsense-Texte ließen den Geist des Bürger-Erschreckens jener Tage kongenial hörbar werden.
(SD)