Am 2. März 2016 starteten wir mit Frau Schubach, Frau Bendix und Herrn Möckel unsere Fahrt in Richtung Weimar und zur Gedenkstätte Buchenwald.
Als wir an der Jugendbegegnungsstätte, den alten SS-Häusern, ankamen, gab es Mittagessen. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl in den alten Häusern zu übernachten, in denen früher Wachmänner des KZ Buchenwald gelebt hatten, doch im Inneren erinnerte nichts außer den Bildern und Texten an den Wänden daran, dass dies hier einmal eine Kaserne war.
Nach dem Mittagessen trafen wir uns dann alle in unserem Seminarraum um unsere Betreuerin kennenzulernen. In einem Einführungsgespräch konnten Befürchtungen, Erwartungen oder Hoffnungen thematisiert werden. Die meisten meinten, dass sie die Befürchtung hätten, dass es emotionaler wird, als sie sich das vorstellen.
Dann ging es los zur Gedenkstätte, die direkt hinter unserem Haus liegt. Wir sahen zuerst viel vor dem ehemaligen Konzentrationslager, wie zum Beispiel die Caracho-Straße, auf der die Häftlinge vom Verladebahnhof kommend entlangliefen und alles abgeben mussten, was ihnen etwas wert war. Zu guter Letzt auch ihren Namen. Das erste, was man wirklich von der Gedenkstätte sehen konnte, war der große Wachturm mit dem Tor darunter. Und natürlich die Stacheldrahtzäune. Im 2. Weltkrieg standen diese Zäune noch unter Hochspannung. Unmittelbar vor den Zäunen lag noch ein Zoo, in dem der Hauptmann des KZs in unmittelbarer Sichtweite für die eingesperrten Häftlinge Bären hielt. Es gab auch noch ein Wildgehege. Beides diente der Freizeitgestaltung der SS-Männer und deren Familien. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung eher bedrückt.
Dann betraten wir das ehemalige Konzentrationslager durch das Eingangstor mit der äußerst makaberen Inschrift „Jedem das Seine“. Auch wenn wir erst am Anfang unserer Führung waren, die Inschrift verdeutlichte uns den Hass der Nazis gegen Juden, Sinti, Roma, Behinderte und Homosexuelle, politisch Andersdenkende.
Buchenwald hingegen war ein Arbeitslager, in das Menschen gebracht wurden, um in Steinbrüchen und Waffenfabriken zu arbeiten. Wer nicht stark genug war, wurde entweder nach Auschwitz transportiert, oder direkt vor Ort „beseitigt“.
Als wir alle hinter diesem erschreckenden Tor standen, waren bestimmt einige von uns erst einmal enttäuscht. Man muss sagen, dass von Buchenwald selber eher wenig übrig ist, da es ja einige Jahre nach dem Krieg zerstört wurde. Doch ein paar Baracken, die Bunker und natürlich das Krematorium stehen noch. Für ein paar Leute war es aber nicht das Schlimmste zu sehen, was noch übrig war, sondern immer mit dem Gedanken konfrontiert zu sein, dass an diesem Ort ca. 56.000 Menschen brutal ermordet und zu Tode gequält worden waren. Man konnte vom Tor aus noch nicht einmal das Ende des Lagers sehen, was die Größe des Lagers verdeutlicht.
Wir sind auch ins Krematorium gegangen und der lange Schornstein sowie die Originalöfen werden vielen von uns bestimmt ewig im Gedächtnis bleiben. Was auch viele von uns mitgenommen hat, waren die Gedächtnistafeln und die Gedächtnisbriefe der Familienangehörigen oder fremder Besucher, die unbekannten Opfern ihr Beileid und ihr Mitgefühl zeigen wollten. Auch die Bilderausstellung, die wir besuchten, war sehr berührend für uns. Ein weiterer sehr berührender Ort in Buchenwald war die große beheizte Gedenktafel mit Inschriften der Nationalitäten und Religionen der in Buchenwald Inhaftierten und die meist auch ihr Leben ließen. Und trotz des kalten Windes und niedrigen Temperaturen war die Tafel genau 36 C° warm. Das ist die natürliche Körpertemperatur des Menschen und soll als ein Symbol des ewigen Lebens gelten.
Am Abend schauten wir uns dann noch ein 3D Modell von Buchenwald an und erkannten noch einmal, was für ein Ausmaß Buchenwald hatte. Wir konnten noch einmal Fragen stellen und unsere Gedanken ordnen.
Am nächsten Morgen ging es dann nach dem Frühstück nach Weimar. Wir fuhren auf der Blutstraße, die von Häftlingen erbaut wurde. Als kleinen Abstecher besuchten wir noch den großen Glockenturm, den man schon auf unserer Anreise von der Autobahn aus sehen konnte. Auch dieser Turm ist eine Gedenkanlage und erinnert an all die Menschen, die in Buchenwald gestorben sind. Dort wurden in den letzten Kriegstagen in drei großen Massengräbern von der SS getötete Gefangene verscharrt.
Weimar ist eine sehr schöne, wenn auch nicht so große Stadt mit vielen bunten und alten Häusern. Zuerst bekamen wir eine kleine Stadtführung von Frau Bendix. Das Goethehaus besuchten wir direkt im Anschluss und lernten sehr viel über Goethes Leben und seine Werke. Und dann hieß es auch bald schon wieder „Ab nach Hause 9B!“ Noch einige Wochen später besprachen wir unsere Fahrt im Unterricht und wir alle sind glücklich, dass wir heute leben und nicht vor 70 Jahren.
Myra Anthony (9B)