18-2-2014

Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Oberkasseler Mensch und des Heimatvereins Oberkassel berichtete am Donnerstag, dem 13. Februar 2014 im Forum des EKG Frau Liane Giemsch zum 100sten Jubiläum des denkwürdigen Fundes des weltberühmten Doppelgrabes am Stingenberg über den neuesten Forschungsstand zum Thema homo Obercasseliensis.

In Kooperation mit zahlreichen Spezialisten hat das Forscherteam des Rheinischen Landesmuseums um Dr. Ralf Schmitz und Liane Giemsch gemeinsam mit Koryphäen aus aller Welt seit 2008 erstaunliche neue Ergebnisse zutage gefördert, die in Kürze der Weltöffentlichkeit präsentiert werden. Die sehenswerte WDR- Dokumentation über das Projekt mit dem Titel „Die Knochenjäger von Oberkassel“ wird dann ebenso im Fernsehen erscheinen.

Steinbrucharbeiter hatten am 12. Februar 1914 beim Herrichten einer Abbau-Plattform die Skelette einer ca. 20 jährigen, recht zierlichen Frau, eines doppelt so alten, kräftigen Mannes und eines Hundes entdeckt und – wenig fachmännisch – in einer Sprengkiste verstaut. Der Oberkasseler Grundschullehrer Franz Kissel erkannte die Dimension des Fundes. Ihm ist es zu verdanken, dass Professoren der Universität Bonn den Fund und die Fundstelle in Augenschein nahmen und die Einzigartigkeit Doppelgrabes sofort richtig einschätzten. Die Oberkasseler Menschen und der Oberkasseler Hund sind seither im Rhein. Landesmuseum zu bestaunen.

Die jüngsten Nachgrabungen stellten – wie Frau Giemsch erläuterte – eine Pfeilspitze aus Feuerstein sicher. Dies lässt den Schluss zu, dass die Landschaft um das heutige Oberkassel vor 14000 Jahren schon bewaldet war. Denn nur Pfeil und Bogen eignen sich zur Jagd im Wald, während in einer nacheiszeitlichen Steppenlandschaft (kühleres Klima) eher ein Schleuderspeer als Jagdinstrument zu erwarten gewesen wäre. Im Unterschied zum Neandertaler stand bei unseren Vorfahren schon Fisch auf dem Speiseplan. Auch dies konnte mit modernsten Methoden nachgewiesen werden. Als sicher gilt auch, dass die junge Frau mindestens einmal schwanger gewesen sein musste. Starb sie bei der Geburt?

Gebannt lauschten die rund 150 Gäste dem Vortrag, der weitere detailreiche Einblicke in den derzeitigen Forschungsstand gab. Immer wieder wurde das Auditorium jedoch auf die in Vorbereitung befindliche große Ausstellung im September 2014 vertröstet. Denn viele Teilresultate werden erst zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht werden. Zahlreiche Rückfragen am Ende des Vortrages wiesen darauf hin, dass sich im Forum nicht nur ein interessiertes, sondern auch gut informiertes und neugieriges Publikum eingefunden hatte.

Dr. U. Drescher