2014 ist auch ein Morgenstern-Jahr
24-1-2014

Das neue Bühnenprogramm des Rezitators und Musikers Oliver Steller im EKG

Anlässlich des 100. Todesjahrs von Christian Morgenstern, dessen skurrile Texte zwar weit verbreitet sind („In einem leeren Haselstrauch / da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch“), der als Autor dieser Texte jedoch weitgehend unbekannt ist („Ach, von dem ist das?!“), hatte Oliver Steller das fünfte Programm, mit dem er am 23. Januar im Ernst-Kalkuhl-Gymnasium auftrat, ganz dem früh verstorbenen Dichter der „Galgenlieder“ gewidmet.

Aber es gab nicht nur mit viel rhetorischer und schauspielerischer Phantasie vorgetragene Kostproben aus diesem Gedichtzyklus zu hören, sondern Steller präsentierte auch den nachdenklichen, ja philosophischen, manchmal bösen und erst am Lebensende verliebten Morgenstern, griff dabei zur E-Gitarre und vertonte die Texte mit rhythmischen Loops und rockigen Soli. Die kurze Biografie zeigte einen tragischen und doch äußerst vielseitigen Dichter, der unter anderem auch Ibsens Dramen für das deutsche Publikum übersetzte.

Der Bonner Oliver Steller, nach Musikstudium in Berklee und Ausflügen in Rock und Jazz mittlerweile laut FAZ die „Stimme deutscher Lyrik“, brachte sein Publikum dem Menschen Morgenstern ganz nah, amüsierte und begeisterte, so dass er nach drei Zugaben erst entlassen wurde, nachdem er versprochen hatte, dem Wunsch nach einem neuen Programm – mit dem Fokus auf weiblichen Autoren – nachzukommen.

J. Schulze-Diesel