Bericht von Jana und Nina, die z.Zt. ihr Sozialpraktikum auf Haiti machen

Unsere ersten Tage in der Ecole Notre-Dame de la Médaille Miraculeuse

Uns geht es sehr gut und es sind so viele Eindrücke, die hier ständig neu auf uns einwirken, dass wir die gar nicht alle wiedergeben können.

Die letzte Woche haben wir angefangen ein Dépot vom Waisenhaus aufzuräumen. Dort sind Klamotten, Schuhe, Spielsachen, Schulsachen und Medikamente gelagert. Doch da hier alle schon so viel zu erledigen haben, kommt niemand dazu, diese Sachen zu ordnen und sich einen Überblick zu verschaffen. Also haben wir mit Marie-Josée und ein paar von den älteren Mädchen angefangen alles zu sortieren und zu zählen und wenn alles fertig ist, wird alles im Computer registriert und beschriftet, damit alle immer wissen, wie viel es noch von welchen Sachen gibt. Wenn alles so klappt wie geplant, brauchen wir für den Rest noch 2 Tage.

Ansonsten lernen wir einfach viel aus dem Alltag hier. Zum Beispiel haben wir auch erstmal gelernt, wie richtig mit der Hand gewaschen wird oder dass es ganz normal ist, dass es oft kein Strom und fließendes Wasser gibt und dieses auch nur begrenzt ist und man aber auch nie voraussehen kann, wann es wieder einsetzt.

Einen Tag haben wir mit der Köchin aus dem Waisenhaus ein wenig zusammen gekocht. Meistens helfen ihr ein paar Kinder, wenn sie Lust haben, aber sonst macht sie das auch 3x am Tag alleine für alle 80 Kinder. Morgens gibt es z.B. Spaghetti oder Haferflocken und mittags und abends oft Reis oder Mais mit Bohnen und etwas Gemüse oder Fleisch. Marie-Josée hat erzählt, dass es früher eigentlich immer Reis mit Bohnen gab, aber mittlerweile gibt es jeden Tag Verschiedenes. Tische decken, nach dem Essen saubermachen oder spülen; das erledigen alles die Kinder.

Bis Oktober sind hier noch Ferien und es freuen sich fast alle schon wieder ziemlich auf den Schulbeginn. Momentan spielen sie tagsüber einfach zusammen und abends gucken sie zusammen Fernsehen.

Gestern, am Sonntag, waren einige Ältere auch in der Stadt, um dort Freunde zu treffen.

Ein paar Kinder wurden während den Ferien zu (teilweise auch entfernten) Verwandten gebracht, damit sie nicht den Blick für die Realität hier verlieren, dass sie sehen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass sie jeden Tag zu essen haben. So sind sie noch mehr motiviert, sich anzustrengen um in der Schule viel zu lernen.

An einem Abend waren wir der Abschlusspräsentation einer Lehrerfortbildung, an welcher auch eine Lehrerin der Schule teilgenommen hat, die auch bereits schon länger in Frankreich war, um vom dortigen Schulsystem zu lernen. Diese Fortbildung, die größtenteils von der UN finanziert wird. ging über einen längeren Zeitraum und wurde von 8 Lehrern durchgeführt. Es wurde erklärt, warum das haitianische Schulsystem scheitert und gescheitert ist und was verbessert werden muss.
Es gibt zum Beispiel keine einheitliche Regelung für Schulen. Jeder Präsident, der neu an die Macht kommt, fängt ein neues Projekt an und nie wird eines zu Ende geführt.
Es gibt ein paar öffentliche Schulen, aber ein Großteil ist privat und kostenpflichtig. An den öffentlichen Schulen bekommen die Lehrer ein Gehalt von nur etwa 80 €, was noch nicht mal genug für Essen für einen Monat ist. In den Klassen sind häufig etwa 70 Kinder und so gibt es natürlich keine Chance einzelne zu fördern. Häufig erscheinen die Lehrer auch nicht zum Unterricht, da es einfach zu wenig Gehalt ist.
In Haiti kann eigentlich jeder, der möchte eine Schule eröffnen. So wurde z.B. 2008 eine Schule von einem Mann eröffnet, der zugleich Architekt, Direktor und Pfarrer war. Nach dem Erdbeben 2010 war dann klar, dass es keinerlei Verwaltungsunterlagen oder Struktur gab, es gab z.B. noch nicht einmal eine Liste über die Anzahl der Schüler.
Während der Schulzeit gibt es immer wieder viele Prüfungen, bei denen Schüler selektiert werden. Es schaffen weniger als 84% das Abitur.
Außerdem ließ der Diktator Duvalier fast alle Gelehrten umbringen, welche unbedingt nötig sind, um das Wissen weiter zu geben, welches für den Aufbau des Landes unbedingt nötig ist.

Gestern waren wir zusammen mit Marie-Josée, einer Frau der Laiengemeinschaft und 3 älteren Mädchen aus dem Waisenhaus an einem Strand. Hier gibt es sehr viel privatisierte Strände, die ziemlich viel Eintritt kosten. Wir waren an einem Strand, welcher zu einem Hotel gehört und 5 US$ kostet. So waren auch fast nur Ausländer da; viele aus den USA, und ein paar reiche Menschen aus Haiti. Der Strand war aber super schön und wir konnten vor allem die Mädchen besser kennen lernen.