Abenteuertour de UnterLIPPE (oder kürzer: Tour de EMS)

Eher zufällig (dennoch wahrscheinlich mit voller Absicht) erhielten wir, als Ruderer des ARCs, die Ausschreibung zur Abenteuertour auf der UnterLippe zugespielt. Da ich zwar das Ruderrevier noch nicht, dafür aber die Mitfahrenden zum größten Teil kannte, bedurfte es keiner langen Überlegung und die Anmeldung erfolgte umgehend. Wenige Tage vor der Tour stellte sich dann heraus, dass die untere Lippe, bedingt durch den trockenen Sommer und Herbst nicht genügend Wasser führte, um darin stehend nasse Füße zu bekommen geschweige denn einem Ruderboot die Fahrt darauf zu ermöglichen. Ein anderes Gewässer musste her, das über ausreichend Wasser und akzeptablen Anfahrtsweg verfügte. Und so wurde die Wanderfahrt kurzerhand an die Ems verlegt.

Startquartier war bei den Kanufreunden Greven, wo Donnerstagabends alle Mitfahrenden eintrudelten. Bei heißer Suppe mit Brot lernten wir schnell die uns noch nicht bekannten Gesichter kennen. Anschließend wurden die Lager für die Nacht vorbereitet und sich in geselliger Runde unterhalten, bis wir um Mitternacht unser Geburtstagskind Sarah hochleben lassen konnten. Die dadurch verkürzte Nacht in der leicht kühlen, sagen wir lieber eisigkalten Bootshalle war dank warmer Schlafsäcke dennoch erholsam.

Am nächsten Morgen lockte der Duft von frischen Brötchen und heißem Kaffee auch den letzten Flusspiraten aus der Koje. Und nach dem üblichen Aufräumen und Verstauen des Gepäcks sollte es eigentlich ans Rudern gehen. Doch bevor es dazu kommen konnte, wurde der Teilaspekt „Wandern“ besonders hervorgehoben.
Bei der Suche nach einer geeigneten Einsatzstelle für die Boote wanderten wir von Untiefe zu Untiefe. Da jedes Mal, wenn wir an einer unpassierbar flachen Stelle mit Steinen ankamen, der Fluss den Blick auf die nächste Untiefe frei gab. Als dann endlich eine geeignete Stelle gefunden war, wurde umgehend mit dem Abladen der Boote und dem Aufriggern begonnen.

Dabei wurde für physikalisch Interessierte sehr anschaulich demonstriert, welche Wirkung die Hangabtriebskraft auf Bootsanhänger auf der schiefen Ebene hat, wenn die Bremse nicht angezogen ist. Nach den Worten „Ich häng mal eben den Hänger ab, damit wir den Kofferraum öffnen können“, setzte sich der Hänger kurzfristig in Bewegung, die Reißleine riss an der Hängerbremse entzwei, und die Stromleitung für den Hänger verabschiedete sich von ihrem Stecker. Der Hänger rollte zwar nur ein sehr kurzes Stück, reichte aber aus, um umgehend eine neue Reißleine und einen Stecker besorgen zu müssen. Nach dem der Hänger unter fachkundiger Hilfe wieder einsatzbereit war, stand dem Rudern nun wirklich nichts mehr im Wege.

Die Einsatzstelle für die Boote entpuppte sich entgegen meinen Erwartungen als erste Möglichkeit, ab der die Ems mit dem Ruderboot ohne kritische Untiefe befahrbar ist.
Anfangs noch recht flach und schmal, schlängelt sie sich geschützt zwischen hoher Böschung weiter, ohne dass weiteres Umtragen nötig wird. Unterstützt durch die Strömung ruderten wir bei leicht wechselhaftem Wetter bis Emsdetten. Natürlich stärkten wir uns zwischendurch an mitgeführten Brötchen, MiWa, AScho und anderem Naschwerk. Meine persönliche Erkenntnis beim Steuern an diesem Tag: Man kann nicht jedem Ruderer sagen „Hier ist das Wasser flach, du kannst jetzt aussteigen“. Beim Nachwuchs ist es hilfreich zu erwähnen „…und zieh deine Schuhe besser VORHER aus!“

Unsere Unterkunft für diesen Abend in Emsdetten war der ansässige Kanu-Club. Dieser verfügt über ein recht großes Grundstück umgeben von hohen Eichen und einem großzügig angelegten Clubhaus. Den Schlüssel für die Sauna haben wir zwar nicht bekommen, dafür durften wir uns am Feuerholz bedienen und einem gemütlichen Abend am offenen Kamin-Feuer stand nichts mehr im Wege (So ein Feuer ist echt praktisch zum Trocknen von Klamotten – insbesondere Schuhe…).
Während sich die einen am Feuer oder unter der heißem Dusche wärmten, begannen die fleißigen Köche das Mahl für den Abend zu bereiten: Spaghetti Bolognese, hmm lecker! Begleitet von einer lautstarken Partie Uno mit diversen Sonderregeln, klang der Abend am Kamin aus.

Am nächsten Morgen gab es zum Frühstück interessante Neuigkeiten aus den regionalen Nachrichten: In der Ems sind bei Rheine zwei Fliegerbomben gefunden worden, die am nächsten Tag entschärft werden sollen. Da dies genau auf unserer Tagesetappe nach Salzbergen lag, waren wir gespannt, ob sich dies auf unsere Routenplanung auswirken würde. Nach dem „Klar Schiff machen“, wurden wieder die Boote zu Wasser gelassen und die Wanderfahrt fortgesetzt. In diesem Bereich verliert die Ems immer mehr ihre Strömung bis zur ersten Schleuse in Rheine. Auf dem Weg dorthin malten wir uns aus, wie der Bereich um die Bomben mit rot-weißem Flatterband quer übers Wasser abgesperrt ist. Dort angekommen sind wir ganz unspektakulär durchgefahren, ohne zu merken, dass unter uns die Bomben tickten, denn es war einfach überhaupt nichts von der anstehenden Räumungsaktion am Ufer oder auf dem Fluss zu erkennen. Nach insgesamt drei Schleusen erreichten wir mit entspanntem Rudern, teils bei Schub, teils bei Gegenwind, unser Tagesziel beim Ruderclub in Salzbergen, den wir uns für den Abend mit Ruderern aus Münster teilen mussten. Da sich diese aber nach extrem langem Duschen zum Essen in die lokale Gastronomie begaben, stand unserem Kochen nichts weiter im Wege. An diesem Abend gab es China-Putengeschnetzeltes an Reis. Bevor es nach dem Essen wieder zu einer wilden Partie Uno kommen konnte, versuchten ein paar junge Ruderer fliegen zu lernen, als es um den Abwasch ging. Da sie mit dem Fliegen aber noch nicht so vertraut waren, sind sie (zum Glück weich) unter Applaus im Fluss gelandet und mussten sich anschließend erneut unter der heißen Dusche aufwärmen. Der restliche Abend klang dann, nach ein paar Runden Uno, in der leicht kühlen Bootshalle (ohne Kaminfeuer) aber dennoch gemütlich aus.

Am nächsten Morgen wurden wir dafür von strahlendem Sonnenschein geweckt und nahmen unser Frühstück vor der Bootshalle in der Sonne ein.
Mit der üblichen Routine wurde die Abfahrbereitschaft hergestellt und die Boote zu Wasser gelassen. Auf diesem Abschnitt der Ems gibt es kaum noch Strömung und die Böschung wird so flach, dass der nun schon recht herbstliche Wind einen beachtlichen Vortrieb für die Ruderboote brachte. Selbst Regenschirme entpuppten sich hierbei als gute Segelhilfen. Im Gegenzug musste, wenn die Flusswindung in entgegen gesetzte Richtung zeigte, um so kräftiger gerudert werden. Aber selbst den jüngeren Ruderern konnte der Gegenwind nichts anhaben und sie ruderten wacker weiter – nach der ein oder anderen lautstarken Motivation dazu…

Bei der nächsten Schleuse war dann auch schon das Tages- und Tourenziel erreicht.
Obwohl immer wieder die Wolken drohten, konnten wir im Sonnenschein die Boote wieder verladen und Richtung Heimat fahren.

Abschließend möchte ich mich herzlich bei Stephan Möckel für die tolle Organisation bedanken. Drei Tage vor Abfahrt die Tour an einen anderen Fluss zu verlegen, gebuchte Unterkünfte abzusagen, neue Unterkünfte zu finden und zu buchen ist schon eine reife Leistung! Und vielen Dank, dass wir als Gast mit dem SRV auf Tour sein durften.

Sarah und Christoph

Mitfahrende SRV: Alexander Vogt, Katrin Blömer, Jan Kewitz, Stefan Maxand, Stephan Möckel, Onil Rahman, Adrian Rieger, Jan Runo, Malte Sauer, Sebastian Schmitz, Didi Seurer, Gerd Theil, Moritz Weber, Christian Weniger
ARC Rhenus: Sarah Pistor, Christoph Schiefer