Wanderfahrt des SRV auf der Lippe vom 25. bis 28. September 2008

1. Tag

Das „Fähnlein der sieben Aufrechten“ (den achten wollten wir später einfangen) traf sich um halb vier am Bootshaus um die Fahrtvorbereitungen zu treffen: Abriggern, Boote („Ananass“ und „Kaef“) auf den Hänger, Zubehör und Gepäck verstauen und was sonst noch alles dazugehört. Dann begann unser Abenteuer (von dem noch keiner wusste, dass es eines werden würde!).

So gegen sieben Uhr fanden wir (nach Einweisung unseres achten Mitgliedes) endlich das Bootshaus des Kanuvereins in Lippstadt an einem Nebenarm der Lippe, wo wir unser erstes Nachtlager aufschlagen wollten.

Der Kartoffeleintopf mit Fleischbällchen fand solchen Anklang, dass Stefan sogar noch den Topf ausleckte (Mir ist immer noch nicht klar, wie er seinen Kopf da rein bekam).

Die Nacht verbrachten die „Kids“ im Zelt, die „Oldies“ bevorzugten den EKG-Transporter. Bemerkungen der Zeltbewohner: „Das Zelt ist zu klein!“ – „Halt’s Maul!“

2. Tag

Der Morgen graut, es wird gefrühstückt, zusammengepackt und dann soll es zu Wasser gehen. Aber wo ist der Fluss?

Kurz unterhalb von Lippstadt soll es wohl eine Einsatzstelle geben. Nur, der Fluss wird „renaturiert“ und daher liegt ein Bagger nach dem anderen im Wasser. Wir schicken also ein Erkundungsteam los, das dann auch endlich „Erfolg“ meldet.

So gegen 12 Uhr waren die Boote dann im Wasser und wir begaben uns auf die Reise.

Die Lippe ist ein wunderschöner schmaler Fluss mit jeder Menge „Landschaft“ – und vielen Kurven. Das bedeutete für uns, wir durften nie „volle Kraft“ rudern, weil dafür die Kurven zu eng waren. Außerdem ist dieser „Bach“ stellenweise auch nicht sehr tief, was wieder bedeutete, dass immer jemand auf „Ausguck“ stand, um Untiefen rechtzeitig zu erkennen. Schleusen und Bootsrutschen gab es zwar, nur waren sie außer Betrieb oder für unsere Zwecke nicht brauchbar. Also Umtragen!

Am späten Nachmittag endete unsere Tagesetappe vor einem Wasserfall, den wir nur bei extremstem Hochwasser hätten passieren können. Wir hatten aber trotzdem unser Tagesziel erreicht. Umtragen!

Die Rindviecher auf der Weide wunderten sich dann doch und waren sehr neugierig, was denn da auf sie zu kam. Alle waren vollständig angetreten.

Der Abend verlief wie üblich: Entspannen, Quatschen, Kochen auf dem Gasherd (Spaghetti Bolognese) und endlich Schlafen im (zu kleinen) Zelt und im alten Hühnerstall des Gasthofs „Kesseler Mühle“ zwischen Rasenmäher und Kunstdünger. Auch nicht schlecht!

3. Tag

„Ich find’s geil!“

Kalt! Nebel! Nasse Wiese!

Nach dem Frühstück sollten die „Alten“ erst mal die Autos umsetzen und das „Jungvolk“ eine geeignete Einsetzstelle finden, denn unsere Wiese lag hoch über dem Fluss.

Die Einsetzstelle wurde gefunden, allerdings ging es steil bergab und an der Wasserlinie war nur noch Schlamm, durch den man sich bis zu den Waden durchkämpfen musste, um die Boote zu beladen. Aber auch das wurde geschafft.

Der Tag bracht wieder viel „Landschaft“, Untiefen und enge Kurven. Dann schien aber das Ende der Reise gekommen zu sein! Es geht nicht mehr weiter, weil quer im Fluss ein Baum liegt, der jedem Biberdamm alle Ehre gemacht hätte. Was nun?

Ganz am Ufer zeigt sich eine kleine Lücke (einen halben Meter breit mit einigen herausragenden Ästen), durch die einige Kanuten einfach „durchrutschen“.

Könnte das nicht auch für uns eine Möglichkeit sein? Also geht Stefan todesmutig in die Engstelle und räumt einige Hindernisse weg. Wir „fädeln“ wir uns mit unseren Booten mit Piddelhaken und Schieben und Drücken durch das „Loch“.

Endlich durch! Es geht doch!

Landschaft, enge Kurven, Untiefen.

Dann geht wirklich nichts mehr! Das einzige Kraftwerk (neu und hochgelobt, nach allen Regeln der modernsten Umweltpolitik angelegt) verschließt den gesamten Flusslauf.

Was nun? Der Höhenunterschied beträgt etwa 20 m! Wo sollen wir die Boote wieder einsetzen? Die Strömung unterhalb der Staustufe ist nicht zu verachten!

Also los! Durch den Wald!

Die Landschaftsgestalter haben aber auch in keinster Weise daran gedacht, dass man mal ein Boot mit 11 m Länge da durch manövrieren muss. Ein SRV-er gibt aber niemals auf!

Nach einigen Fehlversuchen klappt es dann doch. Wir sind wieder auf dem Wasser.

Dann gibt es keine Schwierigkeiten mehr. Wir landen am vorgesehenen Steg des Kanu-Vereins Hamm, der aber sein Vereinshaus kurz oberhalb von Dollberg hat, und können uns unserer abendlichen Routine widmen.

Unser Chef bereitet eine exzellente chinesische Pfanne und für sonstige Aktivitäten stehen im Vereinshaus (weitab jeglicher Zivilisation) Kicker, Tischtennisplatte und Fernseher zur Verfügung.

4. Tag

Der nächste Tag beginnt wie üblich: Chaos beseitigen, einpacken, losfahren.

Aber auch auf unserer letzten Etappe bleibt uns ein Hindernis nicht erspart: Wieder eine nicht besetzte und außerdem noch völlig verwilderte Schleuse (Ist hier wirklich jemals ein Schiff durchgekommen?).Das bedeutet das schon bekannte Verfahren: Gepäck ausladen, Boote aus dem Wasser und umtragen.

Die Umtragestrecke erweist sich allerdings als lang und tückisch. Sie erweist sich als ein Parcours mit Höhen und Tiefen im kurzen Wechsel (im wahrsten Sinne des Wortes!), was für uns mit unseren langen Booten natürlich nicht sehr vorteilhaft ist. Außerdem besteht die Wiese offenbar nur aus Brennnesseln und Disteln, was unseren Ruderern, die üblicherweise „frei ums Bein“ bekleidet sind, größte Freude bereitet. Nun ja, Brennnesseln sollen ja gesund sein. Also wurde auch etwas für unsere Gesundheit getan.

Die „düstere Brühe“, in die wir unsere Boote dann zu Wasser ließen, war alles andere als einladend. Was wir vorfanden, war eine gekennzeichnete Strecke für Kanuten in diesem dumpfen Kanal. Wir fragten uns, wie sich denn die Schüler / innen der nahe gelegenen Sportschule in diesem Gewässer fühlen mögen.

Aber das sollte uns nicht kümmern. Wir setzten unsere Reise fort und holten unsere Boote bei unserem Ziel, dem Ruderclub Hamm, aus dem Wasser. Dann findet nur noch das übliche Procedere statt: Abriggern, aufladen, losfahren. Die Autobahn hat uns wieder!

Ankommen am Bootshaus, Boote putzen, einräumen, sich in Empfang nehmen lassen und auf die nächste Wanderfahrt freuen!

Christian Weniger