Dass das erste überlieferte deutsche Liebesgedicht aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine weibliche Autorschaft hat, das wussten nicht einmal alle Deutschlehrer im Publikum. Obwohl sie „Du bist min“ wahrscheinlich schon oft im Unterricht zitiert hatten, an diesem Abend (1.11.) hatten sie – und nicht nur sie – auf höchst angenehme Art und Weise etwas Neues gelernt.

Höchst angenehm, lehrreich und unterhaltsam waren nicht nur die kurzweiligen Anekdoten, die Oliver Steller zwischen seinen Rezitationen und Liedern zur akustischen Gitarre vortrug, höchst angenehm und berührend war auch die musikalische Verpackung dieses Streifzugs durch fast 900 Jahre deutscher Lyrik ausschließlich von Dichterinnen. „Die musikalische Untermalung passte sich dabei stets dem Inhalt der Gedichte an. Unter einen wütenden Text der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler legte der Saxophonist (Bernd Winterschladen) ein tiefes Dröhnen, das an ein Schiffshorn erinnerte. Aber auch leichtere Stücke waren dabei. Bei den Gästen kam die musikalische Aufbereitung gut an. ‚Diese Vortragsweise ist mal was ganz anderes’, sagte Julius Lauscher. Der 16-Jährige besucht die Oberstufe am Ernst-Kalkuhl-Gymnasium.“ (General-Anzeiger Bonn)

Er wird die auch in seinem Deutschbuch abgedruckten Gedichte künftig ganz anders wahrnehmen. Lyrik sollte eben doch, wenn schon nicht zur Leier, so doch wenigstens gesungen werden. Unter den rund 200 begeisterten Besuchern waren neben Schülern, Eltern und Lehrern auch viele Steller-Fans und andere Interessierte aus dem Umfeld der Schule gekommen. Sie alle entließen die beiden Musiker erst nach mehreren Zugaben und dem Versprechen, auch mit dem nächsten Programm wieder im Ernst-Kalkuhl-Gymnasium zu Gast zu sein.   (SD)

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